Suchthilfe sucht Hütte

■ Neustädter Beirat zögerlich / Einwohnerversammlung am Montag

Eine völlig unproblematische Einrichtung der Drogenberatung – das gibt es auch, und trotzdem hat die Probleme, ein Dach über dem Kopf zu finden. Die „Begleitstelle für Substituierte“, die seit Jahren ohne Probleme mit der Nachbarschaft zwischen Bahnhof unf Viertel arbeitet, muß umziehen, weil das Haus verkauft worden ist, in dem sich die Räume befinden. Ein Alternativhaus ist gefunden, in der Neustadt, bestens geeignet, wie die MitarbeiterInnen meinen.Wenn da nicht die Neustädter KommunalpolitikerInnen und die Angst vor dem Nachbarschaftsprotest wäre.

Der Sozialausschuß des Neustädter Beirates hat kürzlich den Umzug angehalten, am Montag soll es zu einer Einwohnerversammlung kommen, in der sich das Projekt den Ängsten der Bevölkerung stellen soll. Und am 22. September will der Beirat endgültig entscheiden.

In der Nähe des Bahnhofs An der Weide arbeitet seit vier Jahren die „Begleitstelle für Substituierte“, eine Einrichtung der Kommunalen Drogenhilfe. Das ist eine Anlaufstelle für Junkies, die versuchen, ihr Leben über Ersatzstoffe für Heroin in den Griff zu bekommen. Die Begleitstelle ist eine der dringend nötigen psychosozialen Hilfen innerhalb des bremischen Methadonprogramms. Mittlerweile ist die Anlaufstelle auf vier Teilzeitkräfte angewachsen, zwischen 20 und 25 Abhängige werden kontinuierlich betreut. An zwei Vormittagen und einem Nachmittag steht das Haus für jeden Junkie im Methadonprogramm offen. „Von der Linie der Offenen Tür sind wir im Lauf der Jahre aber abgekommen“, erzählt die Mitarbeiterin Dagmar Hadwiger von der Entwicklung des Projekts. „Die Szene hat sich selber reguliert.“ Wer die Beratungsstelle anläuft, der sucht keine Verhältnisse wie in der Drobs in der Bauernstraße. „Das sind Leute, die Ansprüche haben.“

Die MitarbeiterInnen waren froh, doch noch relativ schnell einen Ersatz für die gekündigten Räume gefunden zu haben. In der Kornstraße fand sich ein Vermieter, „der will uns richtig gerne nehmen.“ Soweit war alles klar, wäre da nicht der Beirat.

Der verhandelte die neuen NeustädterInnen in seinem Sozialausschuß, und da waren es allein die Grünen, die keine Probleme sahen. Der Drobs-Effekt: Der Stadtteil sei ohnehin belastet, war die Klage der KommunalpolitikerInnen. Die Vertreterinnen der SPD fanden, das sei ein gutes Projekt am falschen Ort, die der CDU sagten, der Ort sei schon in Ordnung, nur das Projekt sei fragwürdig. So kam die Idee der Einwohnerversammlung am kommenden Montag auf den Tisch. Von der erwarten sich die Beiräte nun Weisheit für ihre Entscheidung am 22. Bis dahin hängt die Einrichtung mit allen Abhängigen in der Luft. Am 15. endet der alte Mietvertrag.

J.G.