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In Nordirland ruhten die Waffen nur einen Tag

■ Protestantische UDA erschoß Katholiken

Belfast/London (APD) – Der von der Irisch-Republikanischen Armee (IRA) angekündigte Waffenstillstand war noch keinen Tag alt, da kam von den protestantischen Extremisten die befürchtete Antwort. Am Donnerstag abend wurde in Belfast ein katholischer Geistlicher erschossen. Der 32jährige wurde getötet, als er in einer Werkstatt ein Auto reparierte. Gestern bekannte sich die Ulster Defense Association (UDA) zu dem Mord. Bei dem Erschossenen habe es sich um einen „republikanischen Aktivisten“ gehandelt. Wie es weiter hieß, beschossen Unbekannte bei einem weiteren Zwischenfall in einem katholischen Stadtteil ein Auto. Dabei wurde niemand verletzt.

Der irische Ministerpräsident Albert Reynolds hatte kurz zuvor die protestantische Bevölkerung aufgerufen, den Gewaltverzicht der IRA als historische Chance zu begreifen.

Er forderte die UDA sowie die Untergrundorganisation Ulster Volunteer Force (UVF) auf, ihrerseits Gewalttaten gegen Katholiken einzustellen. Auch der Generalsekretär der probritischen Ulster Unionist Party, Jim Wilkinson, verurteilte den Anschlag. Gewalt in diesen schwierigen Zeiten gefährde die Ziele der Unionisten.

Bei der protestantischen Bevölkerung regt sich unterdessen immer mehr die Befürchtung, die IRA habe den Gewaltverzicht nur nach geheimen Zugeständnissen der britischen Regierung erklärt, die auf eine Loslösung Nordirlands von Großbritannien hinausliefen. Eine gestern in der Zeitung The Belfast Telegraph veröffentlichte Umfrage verdeutlichte dieses Mißtrauen. Nur neun Prozent von 1.000 befragten Protestanten glauben demnach an die Ernsthaftigkeit des IRA-Friedensangebots.

Die Mutmaßung über geheime Absprachen mit der IRA erhielt gestern durch die Nachricht Nahrung, daß vier in England inhaftierte IRA-Mitglieder nach Nordirland verlegt werden. Der britische Premierminister John Major reagierte verärgert auf diese Verlegung. Eine Sprecherin des Premiers sagte, Major sei zwar nicht dagegen, doch halte er den Zeitpunkt für falsch. Eine Gefangenenverlegung gehört zu den wichtigen Forderungen der IRA.

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