: Selbstgefällige und unsensible Kritik -betr.: "Alltag in Kurdistan", taz v. 6.9.94
Betr.: „Alltag in Kurdistan“, taz v. 6.9.
Etwas dürftig, was die Autorin über die Ausstellung „Kurdistan lebt“ dargestellt hat – und unrichtig obendrein. Sie kritisiert, es überwiegen „die Aufnahmen von spielenden Kindern“. Von den 35 sind dies ganze drei – und diese auch noch aus einem Flüchtlingslager. Mag sein, daß es der Autorin nicht paßt, daß es bei all den Schrecken des Krieges in Kurdistan auch noch spielende Kinder gibt. Die Journalisten befanden sich auch nicht auf der Durchreise, sondern sie hielten sich 10 Tage lang in der Stadt Batman auf, und wurden dort mit anderen Delegationsmitgliedern fast 2 Tage lang von Sicherheitskräften in einem Hotel arretiert – ein Blick in den Begleitkatalog hätte genügt. Bedauerlich, daß keine hilfreichere Information vermittelt wird von den tatsächlichen Schrecken des Krieges: Von Ermordeten und Toten, die gezeigt werden, von einer Mutter, die um ihren Sohn (einen Journalisten) trauert, vom Ende der Pressefreiheit...usw. Es ist schon bemerkenswert, daß auch der Autorin des Artikels die Selbstgefälligkeit ihrer eigenen Sichtweise wichtiger ist, als der sensible (und anstrengendere) Versuch, sich dem Thema Kurdistan ohne deutsches Vorurteil zu nähern – aus welcher Ecke es auch immer kommen mag. Peter Vogel,
Mitautor der Ausstellung
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