: Unterm Strich
„Wikinger: skandinavische Kriegerscharen, die vom 6. bis 11. Jahrhundert ganz Europa mit Plünderungsfahrten überzogen.“ So steht's im Lexikon. „Dies Bild ist völlig schief.“ Sprach Tierärztin Kari Köster-Lösche und ergriff Korrekturmaßnahmen. Mit Wikinger-Krimis will sie derartige Klischees zurechtrücken. Hauptfigur ihrer Bücher ist ein Bootsbauer aus Haithabu, der „mit scharfer Beobachtungsgabe“ Verbrechen aufklärt. Wie sie zur Schriftstellerei kam? „Als mein Mann und ich planten, Kinder zu bekommen, haben wir beschlossen, daß sie nicht im Ballungsgebiet Frankfurt aufwachsen sollten.“ Das „segelbegeisterte Ehepaar“ (Boote!) zog also kurzerhand an die Küste (Wikinger!). Dort war ihr langweilig – deshalb rettet sie jetzt den Ruf der Wikinger. So einfach geht das.
17 Millionen Bibeln und Bibelteile (Heiligenbildchen?) im Wert von 65 Millionen Mark hat der Weltbund der Bibelgesellschaften seit 1988 nach Osteuropa gekarrt. In jenem Jahr hatte Gorbatschow zum tausendjährigen Jubiläum der orthodoxen Kirche erstmals eine Lieferung von 190.000 Heiligen Schriften gestattet. Das waren doppelt so viele, wie in den Jahren 1946 bis 1987 geliefert werden durften. Wahnsinn!
Eine sinnvolle Idee realisieren jetzt die beiden Intendanten der Opern Köln und Bonn: von der Spielzeit 95/96 an wollen sie Inszenierungen tauschen. Dieses Vorhaben – nach eigenen Angaben und überraschenderweise „als private Idee aus einem Moment der Langeweile gestartet“ – sei nicht durch Einsparungen, sondern durch den Wunsch nach einem größeren Angebot begründet. Trotzdem gibt es natürlich Spareffekte – und weniger Doubletten. Eine geplante Kooperation zwischen Köln und Düsseldorf scheiterte indes wegen „persönlicher Animositäten“. Wie langweilig.
Nachdem er schon den „Mond von Wanne-Eickel“ angesungen hat, ist Herbert Grönemeyer nun endgültig „Besessen“. Das ahnten wir, nicht aber wovon: „von Essen“! Der Essener Schauspieler Michael Schütz ist verantwortlich für die Reime dieser vertonten Ode an „den unverwechselbaren Charme der Reviermetropole“. Derzeit ist zweifelhaft, ob das Werk mit dem Refrain „Lass' mich nicht stressen in Essen“ (geht wirklich so!) offizielles Erkennungslied zum Essener EU-Gipfel im Dezember zum Einsatz kommt. Da sei Gott vor. Mindestens.
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