■ Mit Bananen auf du und du: US-Hilfe für Chiquita
Berlin (taz) – Daß sie mit ihren Bananen nicht mehr den europäischen Markt überschwemmen dürfen, ist jetzt amerikanischen Bananenmultis gehörig auf den Magen geschlagen. Die beiden Konzerne Dole und Chiquita klagen, daß die Dollar-Banane aus Mittelamerika von den Europäern diskriminiert werde und forderten daher jetzt ihre Regierung auf, ihnen in der EU freien Marktzugang zu verschaffen. Der US-amerikanische Außenhandelsbeauftragte Mickey Kantor will nun prüfen, ob die Ausfuhr tatsächlich in ungerechtfertigter Weise beeinträchtigt wird.
Seit vierzehn Monaten unterliegt die lateinamerikanische Frucht in der Europäischen Union strengen Importbeschränkungen. Jährlich dürfen nicht mehr als 2,1 Millionen Tonnen eingeführt werden. Und im nächsten Jahr sollen es sogar 100.000 Tonnen weniger sein. Importeure, die ihr zugeteiltes Kontingent überschreiten, müssen statt 100 Ecu (200 Mark) pro Tonne gleich 850 Ecu Zoll berappen. So will die EU Bananenerzeuger in europäischen Übersee-Kolonien, etwa Martinique, und in afrikanischen, karibischen und pazifischen Ländern, mit denen die EU ein Kooperationsabkommen hat, schützen. Sie hätten ansonsten gegen die billige Massenware aus Mittel- und Zentralamerika kaum Chancen.
Die Folge war eine Verdoppelung der Bananenpreise hierzulande. Die deutschen Importeure drohen mit einer Verfassungsklage, und die Bundesregierung legte sogar Klage beim Europäischen Gerichtshof ein. Doch die Erfolgschancen erscheinen gering.
Auch die lateinamerikanischen Anbauländer protestierten gegen die Diskriminierung. Doch Costa Rica, Kolumbien, Nicaragua und Venezuela ließen sich gegen ein zusätzliches Exportkontingent von 100.000 Tonnen jährlich von ihrem Widerstand abbringen. Und das, obwohl eine Klage beim Welthandelsabkommen Gatt durchaus Erfolgsaussichten gehabt hätte. Ein Gatt-Schiedsgericht hatte bereits festgestellt, daß die Bananenpolitik der Europäischen Union gegen die Gesetze des freien Welthandels verstoße.
Daß sich die Europäer nun also doch durchzusetzen scheinen, hat Chiquita und Dole nun zu ihrem Versuch bewegt, das Blatt noch zu ihren Gunsten zu wenden. Chiquita sorgte jedoch schon vor, falls die Intervention der US-Regierung erfolglos bleibt, und verschaffte sich auf anderem Wege Zutritt zum europäischen Markt. Der Bananenmulti kaufte sich auf der französischen Karibikinsel Martinique in die heimische Bananenexportgenossenschaft ein. Marion Wigand
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