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Merkwürdig unhistorisch

■ betr.: Berichterstattung über die Verabschiedung der letzten russi schen Soldaten aus Deutschland

Die Berichterstattung über die Verabschiedung der letzten russischen Soldaten war auf eine merkwürdige Weise unhistorisch, denn nach deren Abzug ist die weitere Stationierung der westalliierten Truppen in Deutschland nicht mehr zu rechtfertigen. Präsident Jelzin erklärte, wenn in einem Land fremde Soldaten stehen, könne man sich nicht gut verstehen. Deshalb bezeichnete er den Abzug seiner Truppen als Voraussetzung für freundschaftliche Beziehungen zwischen beiden Ländern und Völkern.

Wenn russische Truppen der guten Nachbarschaft im Auge stehen, dann ist nicht einsichtig, weshalb für freundschaftliche Beziehungen zu den westlichen Verbündeten deren militärische Präsenz in Westdeutschland notwendig sein soll. Der Verbleib von künftig rund 140.000 amerikanischen, britischen, französischen, belgischen und niederländischen Soldaten ist militärisch nicht zu begründen. Haben sich die Westmächte im Gegensatz zu Rußland mit der deutschen Wiedervereinigung noch nicht abgefunden?

Der einseitige und vorbildliche Abzug der russischen Truppen aus Deutschland ist nur ein halber Schlußstrich unter den Zweiten Weltkrieg. Die weitere Stationierung fremder Truppen in Westdeutschland wird auf Dauer keinen Bestand haben und muß zügig abgebaut werden. Andernfalls sind nationalistische Reaktionen gegen diesen deutschen Sonderstatus früher oder später unvermeidlich. Nach einem halben Jahrhundert ist es an der Zeit, daß auch die westlichen fremden Truppen Deutschland verlassen, damit Sicherheit und Zusammenarbeit gesamteuropäisch organisiert werden kann.

Der frühere sowjetische Botschafter in Bonn, Falin, hat den Abzug der Truppen als Zeichen des russischen Vertrauens in Deutschland bezeichnet. Offenkundig fehlt dieses Vertrauen bei den vorgeblich besten Freunden. Dr. Alfred Mechtersheimer,

Sprecher des

Friedenskomitees 2000

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