Etwas Brüderlichkeit

■ Konferenz islamischer Staaten

Pakistan (taz) – „Alle Gläubigen sind Brüder“, versprach eines der zahllosen Banner, die die Zufahrtsstraße zum Islamabader Tagungsgebäude in den vergangenen drei Tagen schmückten. Dort hatten sich Vertreter von 47 Staaten zur siebten außerordentlichen Außenministerkonferenz der Organisation der Islamischen Konferenz (OIC) zusammengefunden.

Am Freitag einigten sie sich auf eine Abschlußerklärung, die sich vorrangig mit dem zwischen Indien und Pakistan aufgeteilte Kaschmir, Bosnien, Palästina und Afghanistan befaßt. Wie schon in den Jahren zuvor verurteilten die Teilnehmer das „blutige Geschehen in Sarajevo und Kaschmir“ und forderten die internationale Gemeinschaft auf, bei der Beilegung dieser Konflikte zu helfen. Die Konferenz einigte sich darauf, eine „Kontaktgruppe für Kaschmir“ am UNO-Hauptsitz in New York einzurichten, was Pakistans Außenminister Assef Ahmed Ali als wichtigsten Erfolg und Bestätigung der Politik seines Landes wertete.

Das Schlußdokument appelliert an die sich bekämpfenden afghanischen Mudschaheddin, im Namen Gottes die Gefechte einzustellen. Für Bosnien empfiehlt die Konferenz den Einsatz internationaler Beobachter und verlangt die Aufhebung des Waffenembargos. Vor allem forderte sie jedoch die UNO auf, die „Nichtanwendbarkeit“ ihrer verschiedenen Bosnien-Resolutionen anzuerkennen. Andernfalls wollen einzelne islamische Staaten Waffen nach Bosnien liefern. Die Versammlung beführwortet den Friedensprozeß im Nahen Osten und verlangte zugleich die vollständige Umsetzung der UNO-Resolutionen, die für die Palästinenser einen unabhängigen Staat und den Rückzug israelischer Truppen aus den besetzten arabischen Gebieten fordern.

„Solche Resolutionen und Empfehlungen gibt es jedesmal, wenn sich die islamischen Staaten treffen“, sagt ein Beobachter in Islamabad. Nur fehle der politische Wille, gemeinsam etwas für ihre Umsetzung zu tun. Denn die auf den Fahnen versprochene Brüderlichkeit hört zumeist unmittelbar dort auf, wo sie den eigenen politischen und wirtschaftlichen Interessen zuwiderzulaufen scheint. Die islamische Welt ist politisch genauso zerstreut wie geografisch: von Kasachstan im Süden der ehemaligen Sowjetunion über den persischen Golf bis zu den Küsten des Indischen Ozean und des Atlantik bestehen die 51 Mitgliedsstaaten der Organisation aus hunderten ethnischen Gruppen und Nationalitäten.

In ihrer Eröffnungsrede am Mittwoch hatte Pakistans Premierministerin Benazir Bhutto dazu aufgefordert, den Völkern durch Bildung, Wissenschaft und Technologie Wohlstand zu bringen. Keines der islamischen Länder sei wirtschaftlich und wissenschaftlich selbständig, „obwohl wir eine Milliarde Menschen sind und mehr als die Hälfte der Ölreserven besitzen“, sagte sie. Imtiaz Gul