■ Mit Honig auf du und du: Süßer Weltrekord
Stuttgart (dpa/taz) – Mal wieder sind die Deutschen Weltmeister: Nirgendwo sonst wird so viel Honig gegessen wie hierzulande. 1,6 Kilogramm des süßklebrigen Lebensmittels schmiert Otto Normalverbraucher jedes Jahr auf seine Frühstücksbrötchen. Nur ein Viertel des Bedarfs wird von heimischen Bienen gesammelt. Und in diesem Jahr sinkt der Anteil der deutschen Selbstversorgung noch weiter: Wetterbedingter Mangel an Honigtauerzeugern – Läuse, aus deren Sekreten Bienen Honig produzieren – hat die Ernte von Waldhonig um mehr als die Hälfte vermindert.
Auch für den Blütenhonig war der Sommer 1994 nicht optimal; die Hitzewelle verhinderte, daß die Blüten die übliche Nektarmenge erzeugten. Besonders betroffen sind Imker in Württemberg, wo der langjährige Durchschnittsertrag von 20 auf 5 bis 8 Kilogramm je Bienenvolk fiel. Die Vermarktungsfirmen stopfen die Löcher vorwiegend mit Importen aus Mexiko und Argentinien.
Rund 94.500 Leute in Deutschland betätigen sich als Imker, und etwa eine Million Bienenvölker schwirren durch die Lande. Während die Tiere im Sommer Vollzeit arbeiten, ist die Honigproduktion für ihre Besitzer fast immer ein Freizeitvergnügen und Nebenjob. Weniger als zwei Prozent der Imker beziehen ihr Gesamteinkommen aus der Bienenzucht. Während früher Lehrer und Pfarrer ihr in alten Zeiten geringes Salär mit Imkerei aufbesserten, frönen jetzt Leute vom Ministerialdirektor bis zum Fernfahrer dem Hobby. Durchschnittlich besitzt ein Imker zehn Völker und vermarktet seinen Honig selbst. 6 bis 13 Mark kassiert er pro Pfund. Zusammen gaben die deutschen Konsumenten im vergangenen Jahr knapp 520 Millionen Mark für Honig aus.
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