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Halbherzige Privatisierung

■ Bei Renault behält der französische Staat Mehrheit / Renault und Volvo trennen sich endgültig

Berlin (taz) – Ursprünglich sollte Renault, einer der französischen Staatsjuwelen, ganz in private Hände übergehen. Jetzt gab der französische Wirtschaftsminister Edmond Alphandéry bekannt, daß der Staat nur einen Teil seiner Aktien abstößt und eine Mehrheitsbeteiligung behält. Anders als die meisten Konkurrenten machte der Autohersteller in den letzten Jahren keine Verluste. In diesem Jahr konnte er seine Gewinne sogar fast verdoppeln – 1,715 Milliarden Franc (510 Mrd. DM) in den ersten sechs Monaten.

28 der bisher 79 Prozent staatlicher Kapitalanteile sollen jetzt im Rahmen des Privatisierungsprogramms von Premierminister Edouard Balladur veräußert werden. Damit hofft die koservative Regierung, knapp zwölf Milliarden Franc (3,6 Mrd. DM) einzunehmen. Der Erlös soll für Renault und die angeschlagene Air France verwendet werden.

Im Zuge der Aktienverkäufe trennen sich auch Renault und der schwedische Autohersteller Volvo endgültig voneinander. Im Dezember 1993 war die bereits fest vereinbarte Fusion gescheitert, vor allem weil die schwedische Seite eine Dominanz des französischen Staates in dem Gemeinschaftsunternehmen fürchtete. Jetzt wird Volvo, das derzeit 20 Prozent des Renault-Kapitals besitzt, acht bis zwölf Prozent abstoßen und die Anteile zurückkaufen, die Renault an Volvo Trucks hält.

Bis zuletzt hatte Balladur seine Pläne für die Renault-Privatisierung hinterm Berg gehalten. Daß er nun den Konzern mehrheitlich in Staatsbesitz beläßt, ist vor allem ein Erfolg der Gewerkschaften und der sozialistischen Opposition. Renault galt seit dem Krieg als Hochburg der französischen Arbeiterbewegung und ist für Gewerkschaften ein Zentrum ihres Kampfes gegen das Privatisierungsprogramm. Balladur, Anwärter auf die Mitterrand-Nachfolge, hat sich offenbar ausgerechnet, daß Arbeitskämpfe ein gutes halbes Jahr vor den Präsidentschaftswahlen das Letzte wären, was er gebrauchen kann.

Mit der staatlichen Kontrollmehrheit bei Renault und dem Versprechen, zehn Prozent der zu verkaufenden Aktien für die Belegschaft zu reservieren und den Rest vorwiegend an französische Unternehmen abzugeben, versucht Balladur, Proteste zu verhindern. Dessen ungeachtet hat die kommunistische Gewerkschaft CGT für nächsten Dienstag in allen Montagewerken zu einem Aktionstag gegen die Teilprivatisierung aufgerufen. Nicola Liebert

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