: Daimler und Mitsubishi wollen China erobern
■ Der Daimler-Vorsitzende im taz-Gespräch
Nagasaki/Berlin (taz) – Nicht einmal die Lokalpresse war von der Begegnung unterrichtet, und so schien niemand davon Notiz zu nehmen, daß in Nagasaki die Könige zweier Wirtschaftsimperien verhandelten: Edzard Reuter und Shinroku Morohashi, deren Konzerne Daimler-Benz und Mitsubishi zusammen 500 Milliarden Mark Umsatz erwirtschaften und eine Million Menschen beschäftigen, haben sich diese Woche zu ihrem sechsten Gipfel der Privatwirtschaft in Nagasaki getroffen. Am Ende des seit 1990 alljährlich stattfindenen Spitzentreffens sprachen beide Unternehmer gestern von gemeinsamen Aktivitäten beim Umweltschutz und im Manageraustausch.
Daß es bei den Gipfelgesprächen in Wirklichkeit um sehr viel mehr geht, macht Daimler-Chef Edzard Reuter im Gespräch mit der taz deutlich. Die Modernisierung der Produktion bei Mercedes beruht letztlich auf Managementkonzepten, die der Daimler-Vorstand bei Mitsubishi kennenlernte und auf die eigenen Fabriken übertrug. „Der Grundgedanke, daß wir die Verantwortlichkeit des einzelnen Menschen in der Fabrik viel breiter anlegen und auf ein Ziel hin organisieren, ist maßgeblich für die jüngste Produktivitätssteigerung in Deutschland“, sagte Edzard Reuter.
Keines der großen gemeinsamen Vorhaben, „vom Starfighter bis zum Raumschiff“, wie es Yotaro Iida, Vorsitzender der Mitsubishi Heavy Industries, in Nagasaki ausdrückte, ist heute begraben. Nur der Plan, die russische Automobilindustrie „aufzumöbeln“ (Reuter) wurde aufgegeben, „wegen der Gegebenheiten dieser Märkte“.
Erfolg erhoffen sich die Spitzenmanager der Konzerngiganten jetzt bei der Eroberung chinesischer Märkte. Daß möglicherweise bald 400 Millionen von 1,2 Milliarden Chinesen einen Privatwagen kaufen und damit herumfahren könnten, ist allerdings auch für den Automobilkonzernlenker Reuter eine Horrorvision – aus Umweltschutzgründen. „Dann entstünde ein Umweltschaden, den wir mit unserem Umweltschutz in Europa und Amerika nie ausgleichen könnten“, sagte Reuter.
Georg Blume / Donata Riedel Seite 7
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