: Unterm Strich
Kleiner Nachtrag zum Germanisten-Treffen: Ein häufiges Motiv in der Deutschlandliteratur türkischer Autoren ist die Tierliebe der Deutschen. Dies erklärten Literaturwissenschaftler nach der Untersuchung von Büchern, die in Deutschland lebende türkische Schriftsteller verfaßt haben. Doch dieses Motiv werde durchweg mit der „bitteren Pointe“ benutzt, daß den Deutschen die Tiere lieber seien als die Ausländer. Wenn auch vielfach klischeehaft, so entwerfe diese Migrantenliteratur ein „überwiegend negatives Deutschlandbild“ mit dem Zentralthema Diskriminierung und Rassismus, sagte die Istanbuler Germanistin Zehra Ipsiroglu am Mittwoch auf dem Deutschen Germanistentag in Aachen. Je größer das Problem des Fremdenhasses in den vergangenen Jahren geworden ist, desto vorsichtiger und differenzierter reagierten die Schriftsteller darauf, sagte die Wissenschaftlerin. Umgekehrt erschienen Türken in der deutschen Literatur fast nur in Jugendbüchern, die sich mit Problemen der Kinder ausländischer Arbeiter in Deutschland befaßten. Dem Bild Deutschlands als „Ungeheuer, das mit dem einen Maul Gold ausspuckt, mit dem anderen Menschen verschlingt“, stehe in der Migrantenliteratur oft das Klischee der Heimat mit ihrer „Nestwärme“ gegenüber, entgegnete der Kölner Literaturwissenschaftler Norbert Mecklenburg. Das Unbehagen der türkischen Autoren an Deutschland deute oft auf ein „Unbehagen an der Moderne schlechthin“. So schlecht, so hin: Ob's nicht doch daran liegt, daß die Moderne, wie Kids sie kannten, nur bis Rostock-Lichtenhagen kam?
Für die Inszenierung „Ein Stück vom Paradies“ ist am Mittwoch abend das Berliner Teatr Kreatur von Andrej Woron mit dem zweiten Friedrich-Luft-Preis der Berliner Morgenpost ausgezeichnet worden. Zuvor war die Inszenierung des polnischen Malers und Regisseurs im Theater am Halleschen Ufer zu sehen.
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