: Bitte die Teiche impfen!
■ Naturnahe Gärten auch in der Stadt sinnvoll / Im Bremer Hinterquartier quaken die Frösche
In den Stadtgärten verblüht im Moment so allerlei. Für unsere heimischen Insekten waren die gefüllte Blüten des letzten Sommers besonders unerfreulich. „Die gefüllten Blüten, das sind die Riesendinger, die in der Mitte so'n Gekrüssel haben. Da sind die Staubgefäße der Optik wegen weggezüchtet, und die Insekten finden dort keine Nahrung“, sagt Michael Abendroth, Mitarbeiter beim BUND in Bremen. Die Gartencenterkultur pflegt immer noch die Optik und den Kult des Fremdländischen. Dabei würden schon bei wenigen Quadratmetern heimischer Blüten die Schmetterlinge zuhauf kommen.
Was gut ist für den Garten oder nicht, darüber informieren in Bremen der BUND, die Öko-Station und die MitarbeiterInnen in dem Lehr- und Versuchsgarten des Landesverbands der Gartenfreunde Bremen. „Meist lassen sich Leute beraten, die ein Haus gekauft haben“, sagt Abendroth vom BUND. Das wichtigste sei immer, daß man sich selber im Garten wohlfühle und Platz genug habe für sich. Und wenn Kinder darin rumlaufen sollen, dann sollte man nicht unbedingt ein Naturschutzgebiet anlegen, erläutert er. Vor allem müsse man darauf achten, daß man heimische Sträucher und Blumen pflanzt. So leben zum Beispiel 28 Vogelarten von der heimischen Stieleiche. Von der eingebürgerten Roßkastanie werden dagegen nur vier Vogelarten satt. Und der oft gepflanzte Essigbaum, bietet keiner einzigen Tierart eine Lebensgrundlage.
„Ein kleiner Teich ist nicht schlecht für den Garten, aber er muß freiliegen und genug Sonne abbekommen“, sagt Abendroth. Mindestens vier bis sechs Stunden Sonne sind notwendig, klärt eine der vielen Broschüren über Naturgärten auf, die auch beim BUND erhältlich sind. In den bremischen Hinterquartieren leben in all den Teichen offenbar erstaunlich viele Frösche und Kröten. Meist würden sie dann durch Inzucht wieder aussterben. Man muß ab und zu neue Kaulquappen in die Teiche geben. Doch Amphibien aus der freien Natur zu holen ist nicht erlaubt, besser ist es den Teich mit Wasser aus einem nahegelegenen Kleingewässer zu „impfen“.
Doch man dürfe einen Garten - und vor allem nicht die eigene Arbeit darin - überstrapazieren, rät Abendroth. Inzwischen werden die naturnahen Gärten auch vom Landesverband der Gartenfreunde Bremens propagiert. Der Verband hat in seinem Lehr- und Versuchsgarten Beispiele wie einen Totholzhaufen und Kräuterspiralen aufgebaut. vivA
BUND, Beratung zu Öffnungszeiten des Buntspechtladens, Am Doppen 44; Lehr- und Versuchsgarten der GartenfreundInnen in der Johann-Friedrich-Walte Str. 2, Mo. 8-15, Mi. 13-17, Fr. 8-12 Uhr.
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