Demonstration mit Überraschungsgästen

■ Massives aber friedliches Polizeiaufgebot bei ruhiger Demo gegen Buntentor-Räumung wurden aus ganz Deutschland unterstützt

„Das sind ja nur Zicken“, bemerkt ein Polizist mit Schild und gezücktem Knüppel über die rund 200 DemonstrantInnen, die am Samstag morgen gegen die Räumung des Hauses im Buntentorweg demonstriert haben. Gegenüber des Ziegenmarktes auf dem um 11.00 Uhr gerade mal 30 DemonstrantInnen getroffen haben, drücken sich Beamte des Sondereinsatzkommandos (SEK) an die Hauswand. Einsatzleiter Reich hat vorsichtshalber den Ziegenmarkt einkreisen lassen, zu beiden Seiten stehen Mannschaftswagen der Polizei und grün-weiße Motorräder in Alarmbereitschaft. Eine halbe Stunde später formieren sich die frei-autonom-alternativ-punkigen Leute und ziehen angeführt von den Frauen aus dem Buntentor in Richtung Innenstadt los „Wissen Sie denn wo es langgeht?“, fragt der Einsatzleiter der Polizei und weiß es selbst offensichtlich nicht. An der Ritterstraße, wenige Meter hinter dem Ziegenmarkt unternimmt das SEK den ersten und einzigen Versuch an diesem Tag, die DemonstrantInnen zu provozieren. Die 11 Männer in den grauen Overalls stürmen in den Zug, rennen ein kleines Kind nieder und traben dann ganz locker auf der anderen Straßenseite weiter.

Alles bleibt ruhig und friedlich, die Sprechchöre sind eher zahm als hetzerisch. Die Frauen in den ersten Reihen brüllen immer mal wieder ihre Wut und Enttäuschung über die Räumung des Hauses am Buntentorsteinweg raus. „Wer hat uns verraten? Sozialdemokraten! Wer war mit dabei? Die grüne Partei!“. Wer die mit unverhältnismäßig hohem Polizeieinsatz durchgeführte Räumung und den Abbruch des Hauses zu verantworten hat, ist weiterhin unklar. Über Lautsprecher verkünden sie, daß ein anderes Haus besetzt wird, wenn die Stadt ihnen nicht ihr beschlagnahmtes Eigentum zurückgibt und ein Ersatzgelände nennt.

Eine gelungene Überraschung erwartete die Polizei am Samstag morgen dann doch noch. Zehn buntbemalt und wild zusammengeschweißte Wohn-Laster hatten sich vor den Toren Bremens formiert und waren im Konvoi in die Innenstadt gefahren. „Wir waren völlig überrascht, wo die mit einmal herkamen“, sagt Einsatzleiter Reich. „Die sind hier planmäßig angekommen, wirklich erstaunlich“. Die FahrerInnen der Lkw aus Frankfurt und Lübeck, Hamburg und München hatten sich abgesprochen, wollten eigentlich zum Demonstrationszug stoßen. In der Martinistraße fing die Polizei sie jedoch ab und „überprüfte die Personalien“. Laut DemonstrantInnen kammen es zu Tumulten und einer kurzen Festnahme, die Polizei weiß davon nichts.

Trotz massivem Polizeiaufgebot während der gesamten Dauer der Demonstration, verlief der Marsch absolut friedlich. Die DemonstrantInnen waren zum Teil maskiert, die Polizei hätte Grund genug gehabt, die Personalien aufzunehmen. Allem Anschein nach setzten die Einsatzkräfte nach der herben Kritik gegen sie wegen des Vorgehens auf der Antifa-Demo Mitte August, auf Deeskalation. Sie eskortierten die DemonstrantInnen aus dem Viertel zum Bahnhof, wo die Demo für beendet erklärt wurde. Zwischen den Frauen vom Buntentor und den Gästen aus deutschen Landen hatte es im Vorfeld Absprachen gegeben. So wie geräumt wird, sollten sich die KollegInnen in Bewegung setzen.

Als Test für den 3. Oktober mag aber keiner der Demonstrierenden aus Bremen oder den anderen Städten den Umzug sehen. „Das ist hier eine reine Soli-Veranstaltung für die Frauen“, sagt einer. Und ein anderer ergänzt: „Buntentor, Weidendamm, 3. Oktober – das wird alles immer in einen Topf geworfen und aufgebauscht“. Die Leute aus dem Weidendamm würden sich gar nicht für die Einheitsfeiern interessieren.

Das „Bündnis 3.10“ aus verschiedenen Bremer Initiativen gegen die Jubelfeiern in der Stadt, hat dennoch die Buntentor-Demo genutzt, um für seine Zwecke zu werben. Gegen die „Eliten-Nationalfeier“ solle am 3. Oktober demonstriert werden, an den vorhergehenden Tagen an Aktionen teilgenommen werden. „Kommt alle!“ tönt es immer wieder aus dem zentralen Lautsprecher. fok