Attentat auf Bubis?

■ Abu-Nidal-Gruppe soll Anschläge gegen jüdische Einrichtungen planen

Berlin (taz) – Die „Fatah – Revolutionärer Rat“ des international gesuchten Terroristen Abu Nidal soll nach Informationen von Focus ein Attentat auf den Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis, vorbereitet haben. Bonner Sicherheitskreise hätten Hinweise darauf als „sehr konkret“ bezeichnet. Die Nidal-Gruppe, die für etwa 100 Anschläge mit rund 280 Toten verantwortlich gemacht wird, hätte auch geplant, die Berliner Synagoge am 25. September zu sprengen. Die Terroristen befänden sich bereits in der Bundesrepublik, sie hätten in Berlin und Brandenburg Sprengstoff gelagert.

Ignatz Bubis zeigte sich am Wochenende überrascht: Hinweise auf mögliche Anschläge gegenüber jüdischen Einrichtungen seien ihm zwar bekannt, von einem möglichen Attentat auf ihn sei er aber nicht unterrichtet.

Die Bundesanwaltschaft wollte sich am Wochenende nicht äußern. Die Karlsruher Behörde hat allerdings schon am Freitag bestätigt, ihr lägen Hinweise auf mögliche Anschläge vor. Bereits am Dienstag vergangener Woche wurden sechs Palästinenser mit jordanischen Pässen und ein ägyptischer Staatsbürger festgenommen und mehrere Wohnungen durchsucht. Da sich der Anfangsverdacht nicht erhärten ließ, wurden die Festgenommenen wieder freigelassen.

Bonns Geheimdienstkoordinator Schmidbauer wurde mit den Worten zitiert: „Es könnte gelungen sein, Schlimmeres zu verhindern. Aber damit ist die Gefahr nicht gebannt.“ Focus bemühte einen Ermittler: „Das Fahndungsraster paßte auf diese Leute. Aber wir haben die Falschen erwischt.“ Unter Verfassungsschützern wurden die Meldungen gestern aber skeptisch begutachtet. Weder seien geplante Anschläge noch ein beabsichtigtes Attentat auf Bubis in der letzten Zeit bekanntgeworden. Die Meldungen dürften auf „Interpretationen“ oder „freihändigen Spekulationen“ beruhen. Wolfgang Gast