Feuerüberfall auf wohnungslose Zelter

■ Unbekannte versuchten, Camper in Neumühlen „abzufackeln“ Von Kai von Appen

Wollten Rechtsradikale am Elbufer einen mörderischen Überfall auf fünf dort campierende Obdachlose verüben, oder handelt es sich um einen unpolitischen Streit von Personen aus dem Berber-Milieu? Bei dem Anschlag am Wochenende wurde ein Mann leicht verletzt. Die Polizei tappt derzeit noch im Dunkeln.

Der Vorfall ereignete sich - wie erst jetzt bekannt wurde - bereits am frühen Samstag morgen am Elbstrand bei Neumühlen. Seit geraumer Zeit leben dort fünf Wohnungslose mit Billigung der Behörden in ihren Iglu-Zelten. Gegen drei Uhr nachts erschien plötzlich ein Mann vor der Zelt-Kolonie und verlangte von dem Obdachlosen Rudi 60 Mark. Angeblich sei er von dessen Hund gebissen worden.

Weil Rudi nicht zahlen wollte, sei es zwischen beiden zum Streit gekommen, in dessen Verlauf der Unbekannte zu einem Beil gegriffen habe. Rudi wiederum habe dann, aus Selbstverteidigung, mit einer schweren Kette um sich geschlagen.

In diesem Moment sei ein zweiter Angreifer in Aktion getreten. Er habe aus einem Benzinkanister brennbare Flüssigkeit zunächst verspritzt, wenig später das Benzin auf den Elbstrand vergossen und dann angezündet. Im Verlauf der Rauferei bekam Rudi offensichtlich mehrere Feuerspritzer ab und sei dann mit seinem Kontrahenten in vollem Gerangel in den Feuerteppich gestürzt. Während sich der Angreifer mit leichten Brandverletzungen schnell in Sicherheit bringen konnte, erlitt Rudi Verbrennungen am Kopf und am rechten Ohr. Aber auch er konnte letzlich den Flammen entkommen und das Feuer an seiner Kleidung im Sand ersticken. Als zwei Streifenwagen am Tatort eintrafen, waren die unbekannten Zündler natürlich schon längst über alle Berge. Kapp: „Die eingeleitete Sofortfahnung verlief ergebnislos.“

Die Wohnungslosen leben nun in Angst. Denn die mysteriösen Angreifer hätten bei ihrer Flucht noch lauthals angekündigt, wiederzukommen und die Camper dann „gänzlich abzufackeln.“ Rudis Zeltnachbar Alfred war erst im vergangenen Jahr Opfer eines ähnlichen Feuerüberfalls geworden und hatte mit schweren Brandverletzungen mehrere Wochen im Krankenhaus gelegen.

Die Polizei sieht hingegen zur Zeit keine Anhaltspunkte für einen politisch motivierten Anschlag auf die fünf Zelter . Kapp: „Es handelt sich wohl um Streitigkeiten unter Personen aus einem ähnlichen sozialen Umfeld.“ Doch welcher Obdachlose geht nachts mit einem vollen Bezinkanister am Elbstrand spazieren? Hartmut Kapp: „Dieser Umstand bedarf in der Tat im Rahmen der Ermittlungen der Klärung.“