: Am besten unter die Haube
■ Kopfläuse sind auf dem Vormarsch / Mittel aus der Apotheke helfen zwar, können aber schwere Nebenwirkungen auslösen Von Regine Cejka
Etwa fünfmal im Jahr müssen sich Hamburgs Kindergärten mit Kopfläusen herumplagen. Das ergab eine Befragung der hanseatischen Verbraucherzentrale. In anderen Bundesländern soll die Situation ähnlich sein. Jucken sich die Sprößlinge dann die Köpfe und zeigen außerdem das typische Anzeichen – den ekzemartigen Ausschlag an der Haargrenze hinter den Ohren und am Hals – ist das Entsetzen bei den Eltern groß. Da die Lausweibchen täglich bis zu vier Eier legen, muß schnell und sicher Abhilfe geschaffen werden.
In der Regel greifen besorgte Mütter und Väter zu den freiverkäuflichen Mitteln aus der Apotheke. Nach Recherchen des ÖKO-TEST-Magazins enthalten viele der Mittel jedoch Insektizide, die wegen ihrer giftigen Wirkung im Pflanzenschutz bereits verboten sind. Sieben solcher Präparate haben die ÖKO-TESTer unter die Lupe genommen. Sie können kein einziges empfehlen.
So bieten einige Hersteller Produkte mit dem Wirkstoff Lindan an. Das Insektizid ist aus der Landwirtschaft bekannt und hat im Zusammenhang mit dem Holzschutzmittel-Skandal traurige Berühmtheit erlangt. Lindan geht im wahrsten Sinne des Wortes auf die Nerven und soll auch eine krebsfördernde Wirkung haben.
Nicht besser sind andere Wirkstoffe, zum Beispiel das Pestizid Malathion. Die Substanz gilt als extrem giftig und führt schon in geringen Mengen zu gesundheitlichen Schäden, beispielsweise zu schweren Nervenerkrankungen. Deshalb ist sie bereits seit einiger Zeit als Pflanzenschutzmittel in der Bundesrepublik verboten. In Arzneien ist der Wirkstoff dagegen nach wie vor erlaubt, auch wenn diese direkt auf die Haut gehen.
Andere Mittel zur Lausbekämpfung gelten dagegen als harmloser. So ist Pyrethrum, der Extrakt aus Chrysanthemenblüten, zwar relativ nebenwirkungsarm, wenn er solo verwendet wird. Das ÖKO-TEST-Magazin stellte jedoch fest, daß in Produkte, die diesen Wirkstoff enthalten, zusätzlich noch Wirkungsverstärker gemischt werden, die wiederum als frucht- und erbgutschädigend gelten. Somit können chemische Präparate und natürliche Mixturen plus Chemie keinesfalls das Mittel der Wahl bei der Behandlung von Kopfläusen sein.
Stattdessen empfiehlt ÖKO-TEST eine halbstündige Behandlung unter einer sogenannten Schwebehaube, die es in Supermärkten und Drogerien zu kaufen gibt. Die Verbraucherzentrale Hamburg hat in Versuchen gezeigt, daß unter diesen Hauben aus Kunststoff bei Temperaturen um 60 Grad Celsius Läuse und deren Eier sicher abgetötet werden.
Hilfreich soll auch Schwefelpuder sein, der ins Haar gebürstet wird, oder eine Mischung aus fünfprozentigem Haushaltsessig und Wasser im Verhältnis 1:1. Acht bis 14 Tage nach Beginn der Behandlung sollte eine Nachkontrolle mit dem Läusekamm erfolgen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen