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Der Castor kommt – oder vielleicht doch nicht

■ Verwirrspiel um Atommüll-Transport aus Philippsburg ins Zwischenlager Gorleben

Verwirrungen im Wendland um zwei Schwertransportgenehmigungen zwischen Dannenberg und Gorleben. Die Brennelemente-Lagerhaus-Gesellschaft Gorleben (BLG) suggeriert, es sei ein Castor-Behälter mit abgebrannten Brennelementen aus dem Atomkraftwerk Philippsburg unterwegs. Niedersachsens Umweltministerium bestreitet hingegen, daß der atomare Behälter in diesen Tagen im Zwischenlager erwartet wird.

Fakt ist, daß die Bundesbahn bei der Bezirksregierung Lüneburg zwei Schwertransportgenehmigungen für die Route zwischen Verladebahnhof Dannenberg und Zwischenlager Gorleben bis zum 30. September 1994 bekommen hat. Die örtliche Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg vermutete zunächst, der in Gorleben stationierte leere Castorbehälter für die Wiederaufbereitungsanlage La Hague solle nunmehr nach Frankreich transportiert werden. Hier wartet hochradioaktiver Atommüll auf seine Einlagerung im Atomklo Gorleben.

BLG-Sprecher Jürgen Auer bestreitet den geplanten Transport des La Hague-Castors. Statt dessen versucht er offenkundig, unter den Atomkraftgegnern Verunsicherung zu schüren. Auer: „Es ist doch kein Geheimnis, daß für den Castor 2a aus Philippsburg seit Juli eine Transportgenehmigung vorliegt.“ Wenn Umweltminister Klaus Töpfer eine entsprechende Weisung erteile, könne der Transport jederzeit über die Bühne gehen. Auer: „Wir haben unsere Aufnahmebereitschaft erklärt. Alles andere ist Sache der Bundesbahn. Wir warten im Prinzip darauf, daß bei uns angeklopft wird und der Castor vor der Tür steht.“

Sein Optimismus stützt sich auf das Verhalten von Bundesumweltminister Klaus Töpfer. Der hat seinen baden-württembergischen Amtskollegen Harald Schäfer „angewiesen“, die Anordnung, den seit Juli vor dem Reaktorgebäude mit neun abgebrannten Brennelementen abgestellten „Castor 2a“ wieder zu entladen, zurückzunehmen. Schäfer hatte die Maßnahme damit begründet, daß die lange Lagerzeit mittlerweile zu einer „rechtswidrigen Zwischenlagerung“ ausarte.

Das Hannoveraner Umweltministerium gibt hingegen Entwarnung: „Die Zustimmung zum Castor-Transport ist nicht erteilt und wird auch nicht erteilt“, so Sprecherin Eva-Maria Rexing. Rexing weist zudem darauf hin, daß ein Atomtransport gar keine Schwertransportgenehmigung benötige: „Dafür sind allein wir und nicht die Lüneburger Verkehrsbehörde zuständig.“

Nach Ablauf des Töpfer-Ultimatums kann Niedersachsens Umweltministerin Monika Griefahn frühestens Montag in die Bonner Aufsichtsbehörde zitiert werden, um von Töpfer angewiesen zu werden, den Transport zu genehmigen. „Montag wissen wir mehr“, so Rexing. Es ist aber kein Geheimnis, daß das SPD-Regierungsgespann Schröder/Griefahn den Transport bis nach den Bundestagswahlen herauszögern möchten, um nicht den Schwarzen Peter zugeschoben zu bekommen, die Inbetriebnahme des Zwischenlagers durchgesetzt zu haben. Kai von Appen

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