: Beimers im Wald
■ Auf ewig Bauern für die Dritten: „Die Fallers“
Was fällt einem Normalsterblichen so alles zum Schwarzwald ein? Kuckucksuhren, schwer geschädigter Nadelwald, bescheuerte Trachten mit roten Bobbeln, Schinken, besorgte Oberförster, Schwarzwälder Kirsch (in Flaschen auch als Wasser zu haben) und, na ja, natürlich ein gewisser Doktor Brinkmann, der da einst fürs ZDF blinde Därme gleich serienweise ans Messer lieferte. Den (fast noch umwaldeten) Südwestfunk in Baden-Baden drängt es nun, der Nation in Erinnerung zu rufen, daß da im finstren Tann auch noch ein anderer Berufsstand munter vor sich hin wurschtelt: der Bauer!!
Daß dessen Schlecken nicht von Zucker ist, kann die Nation am Beispiel der Familie Faller nun Woche für Woche verfolgen. Vier Generationen unter ein und demselben Dach eines urigen Schwarzwaldhauses. Während der rüstige Urgroßvater am Ausbau von Fremdenzimmern werkelt, erblickt in der ersten Folge ein veritabler Urenkel unter viel Geschrei (der Mutter) das Licht des Waldes. Die mittleren Generationen schaffen derweil emsig auf dem Hof, ärgern sich über EG-Milchquoten, machen in Kommunalpolitik oder arbeiten alleinerziehend (Obacht: Moderne!) in der nahen Klinik (aber ja: Brinkmann). Dazwischen reichlich Herz und Schmerz, Freud und Leid. Hier grad so, wie man es von einer anständigen Familienserie erwarten darf.
Das wäre nun alles kaum der Rede wert, handelte es sich hier nicht um eine fernsehhistorische Novität. Denn die Faller-Saga ist die erste Endlos-Serie, die innerhalb der ARD ausschließlich für die Dritten Programme produziert wird. Neben dem federführenden SWF beteiligen sich noch der Westdeutsche und der Hessische Rundfunk an dem Unternehmen. Und wenn es nach dem Willen der Verantwortlichen geht, haben die Fallers gar einen Vertrag auf Lebenszeit. Ganz so wie die Lindensträßler. Aber bis Ende 1995 werden sie ihren Hof in jedem Fall bewirtschaften.
Auch wenn das Ganze – unbeleckt von Quotenzwang und Werbeakquisition – doch eher für die betagteren Jahrgänge gestrickt ist, kann man der Tannennadel-Soap immerhin attestieren, daß sie für dieses Genre halbwegs redlich gemacht ist. Nicht zuletzt weil in den Studiokulissen (der Wald kommt bei 20 Prozent Außendreh logischerweise nur gelegentlich zum Einsatz) keine Laienspielschar, sondern ein Ensemble aus gestandenen Mimen agiert. Besonderes Bonbon: Lukas Ammann, der als distinguierter „Graf Yoster“ einst zur TV-Legende wurde, gibt hier den schlitzohrigen Urgroßvater mit Nickelbrille. Reinhard Lüke
Sonntag, 19.30 Uhr, Südwest 3
Donnerstag, 19.45 Uhr, West3
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen