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Serben wollen Vergeltung

■ Lage in Sarajevo kritisch / Sanktionen gegen Belgrad bleiben vorerst bestehen

Sarajevo/New York (AFP) – Die bosnischen Serben haben den UN-Schutztruppen in Bosnien (Unprofor) mit Vergeltung für den Nato-Luftangriff auf einen serbischen Panzer nahe Sarajevo am Donnerstag abend gedroht. Der „brutale Angriff“ werde nicht ohne Antwort bleiben, hieß es in einer in Pale veröffentlichten Erklärung des serbischen Generalstabs.

Die Unprofor gab gestern bekannt, daß dem Luftangriff 15 serbische Übergriffe auf Blauhelmsoldaten in verschiedenen Landesteilen Bosniens vorausgegangen seien. Zwischenfälle habe es außer in Sarajevo noch in Bihać und in Goražde gegeben. Drei französische UN-Soldaten erlitten den Angaben zufolge Verletzungen. Die Versorgungslage in der bosnischen Hauptstadt wurde schlechter. Das UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) sprach vom kritischsten Punkt seit Kriegsbeginn. Der UN-Sicherheitsrat einigte sich nicht auf einen möglichen Zeitplan für die Aufhebung der über Belgrad verhängten Sanktionen. Die Bombardierung des serbischen Panzers bei Sarajevo wurde im Nato-Hauptquartier, aber auch in Bonn, Paris und London mit Befriedigung und Erleichterung aufgenommen. „Dies war lange überfällig“, hieß es aus Nato-Kreisen in Brüssel. Die UNO habe der Stationierung von schweren Waffen in der militärischen Sperrzone um Sarajevo zu lange tatenlos zugesehen.

Frankreich und Großbritannien begrüßten, daß gegen die Verletzung von Schutz- und Sperrzonen „entschlossen“ vorgegangen werde. Das ergab ein Telefonat der Außenminister beider Länder, Alain Juppé und Douglas Hurd, hieß es gestern in Paris. Auch die Bundesregierung begrüße das entschiedene Vorgehen von Nato und UNO, erklärte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes. Der Unprofor-Interims-Kommandeur für Bosnien, André Soubirou, kündigte an, die UN-Schutztruppen würden auch bei weiteren Angriffen Gewalt anwenden.

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