: Tatort Tropenwald
■ Uni-Geophysiker fördert Öl und Öl-Konzern / Behörde und Uni prüfen die Vorwürfe Von Marco Carini
Die Vorwürfe stehen im Raum, doch der Beschuldigte antwortet nicht. Alle Versuche der Universitätsleitung, Jannis Makris zu einer Stellungnahme zu den gegen ihn erhobenen Anschuldigungen zu bewegen, laufen bislang ins Leere. Dem Direktor des Instituts für Geo-physik wird vorgeworfen, er habe seinen Instituts-Posten zur Förderung unifremder Privatinteressen mißbraucht.
Wie die taz berichtete, ist Makris in ein ökologisch mehr als fragwürdiges Projekt des Ölkonzerns Mobil Oil verwickelt. Im peruanischen Regenwald sollen mit Hilfe seismischer Messungen und Sprengungen Ölvorkommen ermittelt werden. Seit Anfang September laufen, nach Auskunft von Mobil, die Meßarbeiten. Wird das schwarze Gold gefunden, muß der Tropenwald dran glauben.
Bei diesen über die Hamburger Firma Geopro abgewickelten Prüfungen soll Makris auch institutseigene Geräte und Fahrzeuge zur Verfügung gestellt haben. Geopro-Geschäftsführer ist der Makris-Intimus Frank Egloff, der auch als Lehrbeauftragter am Institut für Geophysik arbeitet. „Ende Juli hat Geopro die erste Crew“ für vorbereitende Arbeiten in das Untersuchungsgebiet „Madre de Dios“ geschickt, bestätigt Mobil-Pressesprecher Harald Mannchen. Darunter nach Informationen der taz auch StudentInnen des Fachbereichs Geophysik, von denen zumindest einige von Makris und dessen Assistenten Knut Lange im Rahmen ihrer Universitätstätigkeit angeworben wurden. Ein Student: „Offiziell macht Makris nichts, inoffiziell macht er alles“.
Erlaubt ist das nicht. Wissenschaftssenator Leonard Hajen: „Es ist selbstverständlich nicht ohne weiteres zulässig, Einrichtungen der Universität für private Zwecke in Anspruch zu nehmen.“ Doch bevor Hajen im Fall Makris „die erforderlichen Maßnahmen“ trifft, will er das Ergebnis einer von der Universität angeordneten Überprüfung des Falls abwarten.
Das kann dauern. Denn Jannis Makris ignorierte bislang alle Bitten der Uni-Leitung, zur Aufklärung der gegen ihn erhobenen Vorwürfe beizutragen. Aufgrund erster taz-Veröffentlichungen im Sommer forderte die Uni-Spitze zuletzt am 7. September Makris schriftlich auf, zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen „eine alle Aspekte der im Raume stehenden Behauptungen erfassende dienstliche Erklärung abzugeben“. Da die Anschuldigungen „der dringenden Aufklärung bedürfen“ wurde der Institutsdirektor zur Eile gemahnt. Die Antwort blieb er bis heute schuldig. Nicht zum ersten Mal.
Bereits am 28. Juli hattewandte sich die Uni-Spitze auf Anordnung der Wissenschaftsbehörde in Makris' Abwesenheit in gleicher Sache an den stellvertretenden Instituts-Direktor Dirk Gajewski gewandt. Fast zwei Monate später weiß Uni-Pressesprecher Jörg Lippert: „Auch auf dieses Schreiben ist bisher keine Antwort eingegangen“. Lippert weiter: „Wir werden es nicht hinnehmen, wenn das Institut auf unsere Aufforderung nicht reagiert und notfalls schärfere Mittel anwenden“. Das könnte sehr bald nötig werden. Denn Dagmar Jensen, persönliche Referentin von Hajen betont: „Wir erwarten in den nächsten Tagen einen Bericht der Universitätsleitung zu diesem Thema“.
Daß Makris sich in der vergangenen Woche nicht zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen äußerte, hat einen einfachen Grund. Der Instituts-Chef, der gegenüber der taz unlängst behauptete, er sei in das Peru-Projekt „nicht weiter involviert“ und „glaube nicht“, daß es überhaupt stattfinde, kehrte der Hansestadt vorigen Dienstag für genau eine Woche den Rücken. Sein Ziel, welch' Zufall: die südost-peruanische Kleinstadt Puerto Maldonado bei „Madre de Dios“, wo Mobil Oil und Geopro zur Zeit auf Ölsuche sind.
Doch Makris' Maldonado-Aufenthalt, da kann man sicher sein, hat mit dem Öl-Projekt bestimmt rein gar nichts zu tun.
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