: Unterm Strich
Im Alter von 66 Jahren ist am Samstag der Schweizer Schriftsteller und Verleger Otto F. Walter in Solothurn an Lungenkrebs gestorben. Walter wurde als Verfasser realistischer Romane bekannt, in denen er das Auseinanderbrechen menschlicher Beziehungen in der Nachkriegsgesellschaft schilderte. So wurde er bereits für sein 1959 erschienenes Erstlingswerk „Der Stumme“ preisgekrönt, in dem er den Konflikt zwischen expandierender Arbeitswelt und Natur als Vater-Sohn-Konflikt vor dem Hintergrund einer Spreng- und Baugrube in den schweizerischen Bergen zuspitzte. Später war der als sprachbesessen geltende Autor neben Dürrenmatt und Frisch in der Friedens- und der Antiatombewegung engagiert. Walter gehörte auch zu den wenigen Schriftstellern, die auf der anderen Seite des Literaturgeschäfts tätig wurden. Mehrere Jahre arbeitete er in Solothurn im väterlichen Verlag und später bei Luchterhand für das Verlagsprogramm. Im Walter-Verlag brachte er Bücher von Andersch, Kluge, Heissenbüttel und Bichsel heraus. Dies galt als Grund, daß er sich schließlich mit dem eher konservativen Management überwarf. Seine eigenen Bücher erschienen im Münchner Kösel- Verlag, später bei Rowohlt in Reinbek („Wie wird Beton zu Gras“, „Die Verwilderung“,„Zeit des Fasans“).
Mit einem „Notruf Kultur“ machen Berliner Künstler mobil. Unter diesem Motto berieten Vertreter von über 50 Kulturinstituten am Sonntag in der Akademie der Künste über die dramatischen Folgen der Streichungen im Kulturhaushalt. Dabei wurde das Ausbleiben eines Hauptstadtvertrages für Kultur als gravierender und folgenreicher Fehler beklagt: Der vorgesehene Ausfall der Förderung durch Bundesmittel sei vom Berliner Haushalt nicht mehr aufzufangen. Zu den Teilnehmern des Treffens gehörten Kultursenator Ulrich Roloff-Momin, die Regisseure Harry Kupfer, Peter Zadek, Thomas Langhoff, sowie Nele Hertling vom Hebbel-Theater, die Sängerin Gisela May, Schaubühnen-Direktor Jürgen Schitthelm, Staatsopern-Intendendant Georg Quander und Tempodrom-Chefin Irene Mössinger. Die versammelten Künstler bildeten ein Komitee „für unverzügliche Gespräche mit Politikern der Regierung und der Opposition sowie der Vorbereitung öffentlicher Aktionen“. Das Gremium soll in den nächsten Tagen seine Tätigkeit aufnehmen.
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