„Dagobert“ wird der Prozeß gemacht

■ Anklage wegen Sprengstoffexplosionen, Erpressung und Brandstiftung

Für den mutmaßlichen Kaufhauserpresser „Dagobert“, der jahrelang die Polizei genarrt hat, wird es jetzt ernst: Die Staatsanwaltschaft beim Landgericht Berlin hat gegen den 44jährigen Arno Funke Anklage erhoben. „Dagobert“ werden unter anderem Sprengstoffexplosionen in sechs Fällen, schwere räuberische Erpressung und versuchte Brandstiftung zur Last gelegt. Das teilte die Justizpressestelle gestern mit. Funke war am 22. April dieses Jahres beim Verlassen einer Telefonzelle in Treptow von der Polizei überwältigt worden. Das Hauptverfahren sei noch nicht eröffnet, ein Prozeßtermin noch nicht anberaumt. Damit ist es fraglich, ob der Prozeß gegen „Dagobert“, dessen Ergreifung für die Polizei ein Alptraum war und der ihr mehrmals knapp entwischte, noch in diesem Jahr beginnt. Die Staatsanwaltschaft legt dem 44jährigen unter anderem folgende Verbrechen zur Last: Er soll im KaDeWe in Berlin (25. Mai 1988) sowie in Karstadt- Filialen in Hamburg (12. Juni 1992), Bremen (9. September 1992), Hannover (15. September 1992), Bielefeld (19. Mai 1993) und Berlin (6. Dezember 1993) jeweils selbstgebastelte Sprengsätze per Zeitschaltung zur Explosion gebracht haben. Dadurch wurde ein Gesamtschaden von über 6,8 Millionen Mark verursacht.

Auch wegen eines Brandanschlages auf ein Karstadt-Kaufhaus in Magdeburg (3. November 1993) muß sich „Dagobert“ verantworten. Bekannt wurde der Erpresser durch sein erstes großes Verbrechen in Berlin im Mai 1988. Er hatte einen Sprengstoffanschlag auf die Sportabteilung des Kaufhaus des Westen verübt und danach eine halbe Million Mark erpreßt. Aus den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft geht hervor, daß „Dagobert“ am 14. August 1992 mit einer geladenen scharfen Pistole bewaffnet gewesen sei, als es zur Aushändigung eines „Geldpaketes“ auf der Bahnstrecke Hamburg-Berlin in Reinbek gekommen war. Im Paket war jedoch hauptsächlich wertloses Papier.

Über den Angeklagten, blond und mit einem Schnauzbart, wurde bereits ein Fernsehfilm ausgestrahlt, den sich „Dagobert“ in Untersuchungshaft ansehen durfte. Wenn der geplante spektakuläre Kinofilm über den Kaufhaus-Erpresser in die Filmtheater kommt, ist Arno Funke aller Wahrscheinlich nach weiterhin im Gefängnis. Als sein Darsteller ist Götz George im Gespräch. dpa