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Mit dem Golfschläger gegen das Patriarchat Von Klaudia Brunst

Natürlich wirft auch an unserem Frühstückstisch die Bundestagswahl ihre Schatten voraus. „Tu mal was für die Frauen“, meinte meine Freundin neulich morgens, „wähl endlich mal grün!“ Die nun so ins Staatstragende reformierte Alternativpartei sei doch „die einzige Hoffnungsträgerin für uns Frauen“, referierte sie das Tagungsergebnis der grünen „Bundesfrauenkonferenz“, an der sie am Abend zuvor teilgenommen hatte. Satte dreitausend Mark wollten die Grünen den freien Unternehmern für jeden nicht besetzten Frauenarbeitsplatz abtrotzen, um der Quotierung endlich feministische Power zu verleihen.

Meinen Einwand, daß Regulierungsmechanismen wie die Fehlbelegungsabgabe bisher keine nennenswerten Fortschritte gebracht hätten, wischte sie lässig vom Tisch. Dreitausend Mark sei doch schon ein Batzen Kohle, meinte sie. Männer kriege man eben nur über den Geldbeutel.

„Dann ist also meine Arbeitskraft künftig dreitausend Mark Schmerzensgeld wert?“ geriet ich zunehmend in Rage. „Super, wieviel die Grünen mir zutrauen!“ Grummelnd mußte meine Freundin zugeben, daß dieser Vorschlag auch unter den Tagungsteilnehmerinnen keine ungeteilte Zustimmung hatte erlangen können. Die gedankliche Nähe zu Behinderten sei leider nicht von der Hand zu weisen. Aber schließlich müsse man doch irgend etwas tun im Kampf für die Gleichberechtigung. „Die Kerle in den Führungsetagen lassen uns doch gar nicht erst nach oben kommen“, meinte sie wutschnaubend. Erst gestern habe Frau Prof. Dr. Gabriele Steckmeister in ihrem Vortrag „Frauenförderpläne in der Privatwirtschaft“ die skandalösen Männerseilschaften hervorragend auf den Punkt gebracht: „Die wirklich wichtigen Geschäfte“, so das Forschungsergebnis der Verwaltungsprofessorin, tätigten Männer „ausschließlich beim Golfspielen“.

„Und warum machen wir es nicht genauso?“ kam ich jetzt richtig in Fahrt. „Warum steht hinter jeder erfolgreichen Frau immer eine neidische Konkurrentin?“ Sei die Berliner Jugendsenatorin Anne Klein seinerzeit nicht viel mehr durch ihre eigenen Referentinnen behindert worden als durch die Pilotenspielaffäre? Würde sich Jutta Oesterle-Schwerin nicht ständig in Abgrenzungstiraden üben, statt die lesbischen Schäflein zu einer unüberwindlichen Phalanx zusammenzuschweißen? Ich war mit meiner Aufzählung noch lange nicht am Ende, als mich meine Freundin, ganz gegen die Trömmel-Plötz-Regeln, rüde unterbrach: „Und was bitte sollen wir konkret tun?“

„Seilschaften bilden, natürlich“, rief ich, „über alle fundamentalistischen Gegensätzlichkeiten hinweg solidarisch sein! Türen öffnen, Frauen stützen! Golf spielen eben.“ An dieser Stelle mußten wir unsere frauenpolitische Generaldebatte unterbrechen, meine Freundin und ich gehören immerhin zu den wenigen Quotenfrauen, die in der Männergesellschaft ihren Platz gefunden haben. Die Arbeit rief. Wir folgten ihr.

Als ich spät abends nach Hause kam, überraschte mich meine Freundin mit einem Geschenk: Sie hatte uns zwei Golfschläger, ein Lehrbuch für Anfängerinnen und ein Teppich-Put gekauft. „Komm, mach mit!“ rief sie enthusiastisch, „wir müssen uns beeilen. Am 16. Oktober ist Wahltag!“

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