Asiatische Harmonie ist die Botschaft

■ Dissonanzen prägten die Vorbereitung der Asienspiele in Hiroshima / Friedensinitiativen wollen keine Salutschüsse

Hiroshima (dpa/taz) – Die 1,1 Millionen Bürger von Hiroshima wurden zu Gastfreundschaft aufgefordert. Über 4.000 Freiwillige haben sich schon als Dolmetscher und Helfer gemeldet. Bürgerinitiativen haben angesichts der hohen Preise in Japan Geld gesammelt, um auch ärmeren Nationen die Teilnahme an den Asienspielen zu ermöglichen. Für die mongolischen Volleyballspielerinnen beispielsweise, die sich die 40 Dollar pro Kopf und Nacht im Sportlerdorf nicht leisten können, sorgt Japans Volleyball-Verband.

Tänze, sportliche und kulturelle Vorführungen, die Hiroshimas Vergangenheit und Zukunft darstellen, sollen die Botschaft von asiatischer Harmonie vermitteln. So stellen sich die Organisatoren der 12. Asienspiele in der japanischen Stadt Hiroshima den Höhepunkt der Eröffnungszeremonie in Anwesenheit des Kaiserpaares vor. Zu den Spielen, die alle vier Jahre zwischen den Olympischen veranstaltet werden, werden vom 2. bis 16. Oktober 7.300 Athleten und Offizielle aus 42 Ländern erwartet.

Asiatische Eintracht, wie sie sich Hiroshima und das Olympische Komitee Asiens (OCA) wünschen, muß sich allerdings erst noch einstellen. Schlagzeilen machte vor allem der Streit zwischen Japan und China über die Reise von Taiwans stellvertretendem Ministerpräsidenten Hsu Li- The nach Hiroshima (siehe auch Seite 8). Die Chinesen sehen in der Teilnahme von Hsu eine Verletzung ihres politischen Alleinvertretungsanspruchs und einen gefährlichen Präzedenzfall. Die japanische Seite ist bei ihrem Standpunkt geblieben, daß Hsu nicht als Regierungsvertreter, sondern als Sportfunktionär kommt.

Boykottieren wollen die Chinesen die Spiele aber nicht. Dazu sind sie der Volksrepublik doch zu wichtig. Sie wollen, wie auch aus Presseberichten in Peking deutlich wird, erneut beweisen, daß sie Asiens Sport-Großmacht sind.

Die mit 568 Teilnehmern neben Japan (637) und Südkorea (558) stärkste Delegation rechnet sich über 100 Goldmedaillen aus. China setzt dabei vor allem auf seine Schwimmerinnen und Läuferinnen. Einen Triumph mit 183 Goldmedaillen wie bei den Spielen vor vier Jahren in Peking erwarten die Chinesen nicht, weil erstmals die fünf asiatischen Republiken der einstigen Sowjetunion dabei sind und Japan als Veranstalter von seinem Recht Gebrauch machte, Sportarten zu streichen und für sich vorteilhafte Disziplinen – wie die alte Kriegskunst des Karatedo, eine Form des Karate, Golf und Softball – hinzuzufügen. Insgesamt werden in 43 Sportarten mit 337 Wettbewerben Medaillen vergeben.

Das Fußballturnier in Hiroshima dürfte auch durch die offene Rivalität zwischen Japan und Südkorea um die Ausrichtung der Fußball-Weltmeisterschaft im Jahre 2002 geprägt sein. Entgegen den Versicherungen, daß der Internationale Fußball-Verband (FIFA) ganz andere Kriterien habe, hält sich in einigen japanischen Köpfen die feste Überzeugung, der Zuschlag hänge von einem Sieg über Südkorea ab.

Hiroshima hat sich auf die Spiele mit großer Sorgfalt vorbereitet und viel Geld in den Ausbau von Verkehrsanlagen und in die Gästebetreuung investiert. Als erste Stadt in der Geschichte der Menschheit, die den Abwurf einer Atombombe erlitt, hofft Hiroshima, daß die Asienspiele ihrem Ziel helfen, als „internationale Stadt des Friedens und der Kultur“ bekannt zu werden. Festivals, Kunstausstellungen und Jugendbegegnungen begleiten die Spiele. Auf rund 25 Milliarden Mark (etwa 1,6 Billionen Yen) werden die Kosten geschätzt. Allein Neubau und Modernisierung von 40 Stadien kosteten drei Milliarden Mark.

Mit Geld läßt sich Harmonie nicht kaufen. Überlebende der Atombombe auf Hiroshima protestieren dagegen, daß während der Abschlußfeier eine Abordnung der japanischen Streitkräfte fünf Schuß Salut feuern soll.

Und die Philippinen halten es für typisch japanische Arroganz, daß die Sportler unterschreiben sollen, ihre Ausweise für die Spiele nicht für andere Zwecke zu mißbrauchen.