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: Farbspiele

■ betr.: arte-Themenabend: "Ein Abend in Blau"

arte-Themenabend: „Ein Abend in Blau“, 21.45 Uhr

Als Farbe der Elemente Wasser und Luft weist es ins Unendliche, ins Immaterielle, und scheint damit besonders unsere Sehnsucht und Imagination zu beflügeln: Angeblich ist Blau die Lieblingsfarbe der Europäer. Vielleicht auch deshalb läßt uns arte nun heute die Bildschirme blau erstrahlen, in unterschiedlicher Intensität, mit einem Angebot von einer Dokumentation und je einem Spiel- und Experimentalfilm. Der Themenabend beginnt um 21.45 Uhr mit „Murmeln“, einer kurzen Liebesgeschichte, deren Takt vom Klicken blaßblauer Murmeln bestimmt wird. Einzeln sind die Kugeln reizvoll, als Masse sind sie eine Plage und machen die Liebe zum Terror. Blau ist hier eine kalte Farbe, Leidenschaft eine Sache des Kalküls. Die Doku „Verrückt nach Blau“ (21.55 Uhr) liefert eine kleine Kulturgeschichte sowohl des Wirtschaftsfaktors der Farbe als auch ihrer symbolischen Bedeutung. Im Mittelpunkt stehen Werk und Ideen des Malers Yves Klein, der auf der Suche nach dem „wahren“ Blau mit seinen monochromen Bildern in einen transzendentalen Zustand gerät, die Frage nach der Wirklichkeit hinter den Dingen. Der Blick des Menschen auf Wasser und Himmel, einst Anlaß für Hoffnung und Befreiung, löst heute angesichts von Umweltkatastrophen nur noch Beklemmung aus. Bei Klein kann Blau sowohl glänzen als auch brennen, ist Farbe der Erkenntnis und der Vernichtung.

Um 22.45 Uhr bietet sich die Chance, Derek Jarmans „Blue“ – im Kino kontrovers aufgenommen – noch einmal mit anderer Sehhaltung zu erleben. Die Frage, was sieht man, wenn man eigentlich nicht beziehungsweise nur monochrome Leinwand sieht, kann jeder selbst beantworten. Es reicht auch, gar nichts zu „sehen“, einfach nur die Farbe, die abstrakte Fläche auf sich wirken zu lassen. Die Tonspur des Films ist übrigens zeitgleich im Deutschlandradio zu hören. Als Einleitung zu „Blue“ ist eines der letzten Interviews mit Jarman zu sehen, das mit optischen und akustischen Verfremdungseffekten eine Art anempfindender Hommage an den todkranken Künstler versucht.Wolfgang Hinterstoißer