Frisch gestrichen!

■ Neue Kinobesitzer wollen Atlantis, Gondel, Filmstudio und Atelier entstauben und mit neuem Image präsentieren

Mit dem Slogan „die Erstgeborenen kehren zurück“ wollen Manfred Wenzel und Michael Kölmel eine neue Ära in der Geschichte der Bremer Filmkunsttheater einleiten. Vor vierzehn Tagen hat man den Mietvertrag für die Kinos Filmstudio, Gondel, Atlantis und Atelier unterzeichnet. Das soll vor allem eines bewirken: Die Spielorte sollen entstaubt werden und auf dem Markt wieder mehr Profil zeigen.

Das soll vor allem mit einer neuen Programmschiene erreicht werden, auf der die neuen Besitzer gern den „engagierten unabhängigen Film aus Europa“ zeigen wollen. Mit dem doppelten Doppelwhopper aus Bremer konnten die alten Kinohasen offensichtlich ein Schnäppchen machen, das sich auf's Schönste in ihr Mini-Imperium von 20 Kinoleinwänden einfügt. Im Bundesgebiet sind Wenzel und Kölmel in Berlin, München, Köln, Düsseldorf und Duisburg in Kinos mit ähnlicher Programmstruktur engagiert.

„Europäische unabhängige Produktionen, daran erkennt man eine bestimmte Generation von Kinoleuten.“ Seitdem hat man sich mit dem Filmverleih „Kinowelt“ einen Namen gemacht. Der sorgt für ein Gegengewicht zu amerikanischen Großproduktionen. Diese Erfahrung führte zu der Einsicht, man müsse für bestimmte Streifen mehr tun, als „aufschließen, den Film abspielen und wieder zuschließen“.

Die Zeit ist reif. „Die Bremer Kinolandschaft hat sich so verändert, daß Filmtheater, die noch vor drei Jahren kleine Filme spielten, jetzt vom Verleih auch zuschauersichere Produktionen wie 'Vier Hochzeiten und ein Todesfall' bekommen“, weiß Atlantis-Theaterleiter Buhl.

Empfinden sie den Kinofresser „CinemaXX“ als Drohung? Manfred Wenzel und Michael Kölmel geben sich gelassen. Die Megafilmzenter mit Disneylandpauschalservice seien schließlich in jedem Dorf über 100 000 Einwohnern geplant. Wo sie dann gebaut würden, habe das Polarisierungseffekt: Der Graben zwischen zwei Kino-Szenen werde breiter. Die Zuschauer liefen eher den Schuhschachtelkinos mit den Schwarzenegger-Filmen weg. Für die vier übernommenen Filmkunsttheater drohe eigentlich keine direkte Gefahr durch die Megakinos, aber man könne lernen, wie heutzutage Kino perfekt zu servieren sei.

Die neuen Besitzer der vier Bremer Leinwände haben sich einiges ausgedacht, was das Kinoerlebnis attraktiver machen soll: Erst einmal soll das technische Niveau der Vorführorte verbessert werden. Das Atlantis braucht einen neue Tonanlage. Im Filmstudio ist die gesamte Inneneinrichtung renovierungsbedürftig.Richtig interessant sollen die Kinos durch einen Service für Frauen werden. An der Kinokassen kann gemeinsam mit dem Ticket einen Nach-Hause-Bring-Dienst per Sammeltaxi gebucht werden.

Eine neue Ära! Das Kino setzt auf die Zuschauerin. rau