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Einmal Stenz und weg

■ Designierter Generalmusikdirektor wollte zu viel dirigieren: Markus Stenz sagte dem Bremer Theater kurzfristig ab/ Kultursenatorin Trüpel: „Zeichen von Unreife“

„Das hat gezündet“, freute sich noch im Mai Theaterintendant Klaus Pierwoß über das Probedirigat von Markus Stenz. Pierwoß, die Orchestermitglieder, Kultursenatorin Helga Trüpel _ alle zeigten sich beglückt und überzeugt, in dem 29jährigen Chefdirigenten der London Sinfonietta den zukünftigen Generalmusikdirektor (GMD) Bremens gefunden zu haben. Zwei Jahre hatte man um die Besetzung der vakanten Stelle gerungen, bis durch Stenz realitätsnahe Hoffnung aufglimmen durfte. Vorbei, passé, seit Montag ist die Zukunft wieder düster: Markus Stenz hat abgesagt.

Dabei waren, blicken Pierwoß und Trüpel zurück, so grundlegende Fragen wie Gage, Anzahl der Dirigate und Operneinstudierungen längst zu allseitiger Zufriedenheit geklärt. Dem Musiker war „ein weitgestecktes Bestimmungsrecht mit besonderen künstlerischen Kompetenzen“ zugesichert worden, Kompetenzen, betont Pierwoß, mit denen wohl kaum ein zweiter GMD in Deutschland ausgestattet ist: „Ich bekam schon Kritiken, daß ich ihm den Teppich womöglich zu breit ausgerollt hätte,“ schiebt der Generalintendant nach. Auch einer weiteren Bitte von Stenz, ihm ob mangelnder Erfahrungen im Opernbereich einen Operndirektor/Opernmanager an die Seite zu stellen, wollte man entsprechen. Alles sollte gut werden, wenn er nur käme, Deutschlands begabtester Nachwuchsdirigent.

Doch nach seinem Bremer Konzert Mitte September, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung von Trüpel und Pierwoß, formulierte Stenz neue Forderungen, die „auf eine Entscheidungsvollmacht für eine autonomisierte Sparte bzw. Opernintendanz hinausliefen.“ Von der Autonomisierung einer einzelnen Sparte aber sei nach allgemeinen Erfahrungen abzuraten. Trüpel und Pierwoß lehnten die Forderung unter Verweis auf bereits abgeschlossene Verträge ab.

Das Hauptproblem jedoch sollte sich erst noch entwickeln: Markus Stenz machte für die Position des Operndirektors/Managers zwei Personalvorschläge, denen der Generalintendant partout nicht zustimmen mochte. Bei dem ersten Bewerber habe es sich um einen sehr jungen Regisseur gehandelt, der „gerade mal drei Inszenierungen“ zu bieten hatte. Pierwoß sah sich eine Aufführung dieses Mannes – Namen wurden nicht genannt – an: „Ich fand, daß das ästhetische Niveau nicht für Bremen ausreicht.“ Die zweite Bewerberin habe lediglich eine Gesangsausbildung und zwei Jahre Öffentlichkeitsarbeit vorweisen können – zu wenig, um Stenz die Hilfe zu leisten, die er mangels eigener Erfahrungen eingefordert hatte.

Pierwoß plädierte für die weitere Suche nach geeigneteren Personen. Markus Stenz war dazu nicht bereit, sondern erklärte gegen die vertragliche Abmachung, die die gemeinschaftliche Personalpolitik zwischen GMD und Generalintendant festlegt, die Einstellung der vorgeschlagenen Bewerberin zur conditio sine qua non. Bremen aber will sich nicht die Bedingungen diktieren lassen und verzichtet auf den Dirigenten. Sein Vorgehen wertet Helga Trüpel als „Zeichen von Unreife“, schließlich müsse, wer den Posten eines GMD bekleide, bereit sein zum Verhandeln. „Ich habe den Eindruck, daß er absichtlich die Latte immer höher gelegt hat, weil er Angst vor dem Posten als GMD bekommen hat.“

Obgleich Bremen nun ohne den zündenden Stenz auskommen muß, macht die Senatorin eine Kerze an: „Besser ein Ende mit Schrecken als eine lange Konfliktgeschichte.“ Dora Hartmann

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