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Udo Walz: Der Meister der Reduktion

■ Über Stil, Gefühl und Trends: Ein Interview mit dem Berliner Starfriseur

Udo Walz, 1944 in Stuttgart geboren, Friseur. Mit 17 Jahren hatte er bereits seine Lehre abgeschlossen, arbeitete anschließend in St. Moritz und zog 1963 nach Berlin. Sein Grund: der anstehende Militärdienst. Im renommierten Salon Ina Sailers begann er seine Laufbahn, stylte bald schon für Zeitschriften und eröffnete 1969 seinen ersten Salon. Heute ist er 50 und der Starfriseur par excellence, Claudia Schiffer und Sabine Christiansen halten bei ihm den Kopf hin, genauso Jodie Foster, Judy Winter und auch Julia Roberts. Sein 25jähriges Dienstjubiläum feierte Walz im September mit der Eröffnung seines vierten Salons im Kempinski-Plaza-Hotel. Er entspannt sich vor dem Fernseher, hält sich mit Meditationen fit und geht auch „mal ganz gerne“ in einen stadtbekannten Techno-Tempel.

taz: Herr Walz, pflegen Sie einen charakteristischen Frisurenstil?

Udo Walz: Ja. Ich liebe das Klassische. Meine Philosophie ist die des Weglassens. Für mich gilt: bloß nichts Künstliches, Aufgesetztes. Wenn Frisuren zu schräg sind, lenken sie nur von der Persönlichkeit ab oder liefern ein falsches Bild. Darum vermeide ich auch Dauerwellen, wo es geht. Wenn eine Frau naturkrauses Haar hat, muß man damit arbeiten, und wenn sie glattes Haar hat, hat es der liebe Gott eben so gewollt. Selbst bei dünnem Haar finde ich einen guten Schnitt immer besser als Dauerwellen. Schlicht und schön, auf jeden Fall feminin sind meine Frisuren für Frauen.

Und für Männer?

Auch Klassisches, das ist mein Stil.

Wie stehen Sie zu Vidal Sassoon?

Wir sind glatte Gegensätze. Absolut. Aber ich bewundere ihn, seine Arbeit, die er geleistet hat. Trotzdem ist er mir zu geometrisch, das hier kurz und da lang, also nee.

Aber das war doch eher in den achtziger Jahren angesagt...

Na ja. Außerdem arbeite ich eher nach dem Gefühl, während die Schnittechnik bei Vidal streng schematisch ist.

Wie – Ihr Gefühl reicht aus?

Natürlich muß man die Technik beherrschen, aber sie beherrscht mich nicht. Bei mir darf auch mal ein Härchen schief sitzen, Hauptsache, es ist stimmig. Ich habe was gegen absolute Perfektion. Da habe ich immer das Gefühl, ein Friseur will sich ein Denkmal setzen. Nein, ich arbeite eher aus dem Bauch heraus – von vorneherein. Wenn ich mir beispielsweise die Handtasche und die Schuhe einer Frau anschaue, dann weiß ich schon, welche Frisur paßt.

Was sagt Ihnen Ihr Gefühl – welche Frisuren liegen zur Zeit im Trend?

Na ja, generell ist es ja so, daß Deutschland immer ein halbes Jahr hinter den Frisurentrends herhinkt. Vielleicht hat man deshalb noch nicht registriert, daß Grunge und Postpunk völlig vorbei sind. Angesagt ist hingegen absolut Glamouröses und Gestyltes.

Haben Sie eine Lieblingsfrisur, die Ihnen seit Jahren gefällt?

Ja, ein halblanger Pagenkopf.

Und bei welchen Frisuren graust es Sie?

Ich hasse luftgetrocknete Dauerwellen, ich kann es nicht sehen, wenn sich Frauen für Parties Locken hindrehen lassen, die dann um Mitternacht zusammenfallen. Das erinnert mich immer an Kühe, die gerade vom Almabtrieb kommen.

Und was sagen Sie zu Farben?

Farben finde ich immer gut, jetzt besonders die klassischen Herbstfarben: Braun und Rötlich.

Herzlichen Dank für das Gespräch. Fragen: peb

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