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Sekten-Massaker nach internem Machtkampf?

■ Untersuchungsrichter erwartet „erstaunliche Überraschungen“

Fribourg (AP) – Offenbar hat ein interner Machtkampf mindestens teilweise zum Tod der 53 Sektenmitglieder in der Schweiz und und Kanada beigetragen. Die These des kollektiven Selbstmords rückte nach Angaben der Ermittler am Wochenende in den Hintergrund. Die auf drei Kontinenten geführten Ermittlungen betreffen auch große Finanztransaktionen. Untersuchungsrichter André Piller machte deutlich, daß es in den unterirdischen Räumen des Bauernhofs „La Rochette“ bei Cheiry in der Nacht zum letzten Mittwoch zu einem regelrechten Massaker kam. „Jemand oder eine Gruppe von Leuten drehte völlig durch“, sagte Piller und räumte ein, daß es immer schwieriger werde, einen gemeinsamen Nenner für das Vorgefallene zu finden. Auch der Verdacht, daß die drei in Kanada aufgefundenen Toten auf brutalste Weise umgebracht worden, hat sich bestätigt. Die internationale Fahndung nach den beiden Führern der Sekte, Luc Jouret und Joseph di Mambro, blieb bis zum Sonntag ohne Erfolg. Allerdings ist möglich, daß sie sich unter den Toten befinden.

Die Aufklärung des Tathintergrunds ist inzwischen zu einem komplizierten Puzzle geworden, zu dem am Wochenende neue Teile in Kanada, Frankreich und Australien auftauchten. Dabei spielen die Finanzbeziehungen der Sonnentempel-Sekte beziehungsweise ihrer führenden Figuren eine große Rolle. Piller sprach in diesem Zusammenhang von „erstaunlichen Überraschungen“ und verwies auf ein Netzwerk von Bankkonten, Vereinigungen und Unternehmungen.

Ein kanadischer Polizeisprecher bezeichnete die These, wonach Mitglieder der Sekte in Geldwäsche-Operationen verwickelt seien, als plausibel. Berichte, wonach di Mambro die Sekte als Tarnung für einen riesigen internationalen Waffenhandel benutzt habe, wurde bisher weder in Kanada noch in der Schweiz bestätigt.

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