: Dicke Luft bei dpa
■ Deutsche Presseagentur kündigte das Großkundenabonnement beim HVV
Täglich kommt es über den Ticker: Ozonsmog in Norddeutschland, Klimakatastrophe durch Fahrzeugboom, Umweltverbände fordern Umstieg auf die Bahn. Verfasserin der durchaus autokritischen Meldungen: Die am Hamburger Mittelweg beheimatete Deutsche Presseagentur (dpa). Doch intern setzt die größte Nachrichtenagentur der Republik wieder voll auf den PKW: Die dpa-Geschäftsführung kündigte gegen den Widerstand iher MitarbeiterInnen zum Ende vergangenen Monats das HVV-Großkundenabo.
Mit dem Großkundenabo unterbreitet der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) größeren Firmen seit Anfang der neunziger Jahre ein attraktives Angebot: Sämtliche UnternehmensmitarbeiterInnen können zum Sonderpreis Hamburgs Busse und Bahnen benutzen. Ein Mengenrabatt, mit dem der HVV gut fährt und der den Umstieg auf den öffentlichen Nahverkehr erleichtert. Für einige der 300 Hamburger dpa-MitarbeiterInnen bedeutete das Abo immerhin eine Ersparnis von mehr als 100 Mark pro Monat.
Um den Rückfall in die Auto-Ära bei dpa zu verhindern, schaltete sich sogar Umweltsenator Fritz Vahrenholt ein, nachdem er von der Kündigung Wind bekommen hatte. Der Senator forderte die dpa-Geschäftsführung schriftlich auf, die Kündigung zu überdenken. Doch daß mit dem MitarbeiterInnen-Abo ein wichtiger Beitrag zum Umweltschutz geleistet werde, wollte die Agentur-Leitung nicht hören. Das Großkundenabo sei nur eine vorübergehende Maßnahme gewesen, weil die agentureigenen Parkplätze durch Umbaumaßnahmen auf dem Gelände zeitweise nicht genutzt werden konnten.
Nach Ende der Umbauarbeiten stehen den 300 dpa-Bediensteten nun wieder alle 11 Parkplätze zur Verfügung. Doch auch die sind, so ein dpa-Mitarbeiter, „ständig von der Geschäftsführung und den Reporter-Fahrzeugen zugeparkt“. Der Betriebsrat der Agentur und über 100 Bedienstete forderten die Geschäftsführung inzwischen auf, das Abo zu verlängern. Und bekamen zu hören, daß das auch „aus Kostengründen“ nicht möglich sei. Das mag verwundern. Erzielte die Nachrichtenagentur im vergangenen Geschäftsjahr doch einen Rekord-Gewinn von knapp vier Millionen Mark. Marco Carini
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