: Unterm Strich
Vom 13. bis zum 16. Oktober findet im Berliner Haus der Kulturen der Welt (HdKdW) zum ersten Mal eine Art Gipfeltreffen der Weltmusik statt. Die Worldwide Music Expo, kurz Womex, stellt alle Arten von Weltmusik, traditioneller Musik, Roots und Folk vor. Neben Konzerten gibt es Konferenzen, Diskussionen und Messestände für das Fachpublikum. Die Veranstalter – das HdKdW, SFB 4 Radio Multikulti und die Plattenfirma Piranha – haben vorsorglich darauf hingewiesen, daß „gut die Hälfte der auftretenden Interpreten und Gruppen in den europäischen Weltmusikhitparade vertreten“ sind. Gut zu wissen, will doch Womex Tendenzen in Radiosendern entgegenwirken, in denen die Weltmusik zugunsten von Mainstream immer mehr zurückgedrängt wird. Gemein, aber so sind sie, die Zeiten, in denen sogar der schöne alte Brauch, demgemäß Geburtstagskinder nicht arbeiten müssen, vom innerbetrieblichen Mainstream immer mehr zurückgedrängt wird.
Die Internationale Liga für Menschenrechte verleiht die Carl-von-Ossietzky-Medaille in diesem Jahr an Volker Ludwig und das Berliner Grips-Theater. Die Auszeichnung erfolgt für „deren erzieherisches und künstlerisches Engagement in der notwendigen Stellungnahme gegen fremdenfeindliche, rassistische und nationalistische Strömungen in Deutschland“. Glückwunsch. Zumindest eine kleine Anerkennung verdienen im übrigen auch alle Kräfte, die an ihrem heiligen Geburtstag notwendige Stellungnahmen zu diesem ernsten Thema verbreiten helfen.
Der Berliner Morgenbuch Verlag Volker Spiess – Nachfolger des ehemaligen DDR-Verlags Der Morgen – hat jetzt in einem Rechtsstreit mit Bertelsmann um die Rechte an den Büchern von Stefan Heym aufgegeben. Heym hatte seit 1973 mit dem Verlag zusammengearbeitet, seinen Vertrag nach der Wiedervereinigung im Februar 1991 gekündigt. Da die DDR nicht mehr existiere, seien Verträge mit dem DDR-Verlag hinfällig. Nun wurde ein Vergleich geschlossen, nach dem Bertelsmann 50.000 Mark an Morgenbuch zu zahlen hat. Mit der Verramschung seiner Heym-Restbestände ist für letzteren „das Kapitel Heym erledigt“. Heym sagte dpa dazu, Morgenbuch habe sich ihm gegenüber mit der Herausgabe von Werken, für die der Verlag keine Rechte hatte, nicht korrekt verhalten, und er sei froh, den ganzen Ärger los zu sein. Diesen Teil der Aussage kann auch jede dienstverpflichtete Anniversateuse (das gibts, und zwar ab sofort) umstandslos unterschreiben.
Die Frankfurter Buchmesse endete mit einem Besucherrekord: Stücker 298.000 Menschen quälten sich durch die sechs Messetage. Aber auch der Tag, an dem gewisse Leute eigentlich gar nicht hätten arbeiten sollen müssen, endet doch glücklich mit einem Rekord: Stücker zwei Riesenblumensträuße, ein gutes Buch und viele gute Worte.
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