: Oben für einen Tag?
■ Der HSV im Kampf gegen Freiburg und die neue Unübersichtlichkeit Von Claudia Thomsen
Das Diktat des Fernsehens macht die Bundesliga des schnöden Mammons wegen unübersichtlich. Der HSV beispielsweise: letzten Donnerstag in Bremen, Sonntag gegen Bochum und heute in Freiburg. Von der geballten Klassik des sonnabendlichen Spieltags muß sich der traditionsliebende Fan verabschieden. Eine geniale Kreation, wie die Kicker-Bundesliga-Stecktabelle, scheint sich damit auch erledigt zu haben. Ihr Reiz lag schließlich darin, Sonnabend nachmittag die wahrscheinliche Wirklichkeit festzulegen, deren Wert – und damit die Eignung des jeweiligen Fußballpropheten zum Bundestrainer – sich am Abend definitiv erwiesen hatte.
Andererseits beinhaltet die flokatigleiche Verflusung des Spieltages für den HSV zumindest statistisch einige Vorteile. Kehrte das möhlmannsche Team im letzten Jahr nicht am 27. August, an einem Freitag also, mit 6:2 Punkten aus dem Freiburger Dreisamstadion zurück und mutierte damit zum Tabellenführer für eine Nacht? Noch besser: Ließe sich jener kurze aber schöne Triumph heute mit der Addition von zwei zu den bisher 12:4 Punkten nicht wiederholen?
Überprüfen wir die Wahrscheinlichkeit dieser These. Bis auf den von einem Innenbandanriß geplagten Carsten Kober, den am Kiefer operierten Michael Kostner und André Breitenreiter (Jochbeinbruch) ist der hanseatische Kader potentiell spielfähig. Die zuletzt gegen Bochum erfolgreiche HSV-Equipe könnte also auch in Freiburg an jenem lütten Rinnsaal Dreisam aufspielen, wo ein millerntorähnliches Stadion wartet.
Dort, wo der Trainer Volker Finke eine ähnliche Gelassenheit ausstrahlt wie die milden Schwarzwaldhänge, begann die Saison zwar nicht schlecht (7. Tabellenplatz), doch nur wenn die Gegner von der Elbe die 18 000 ZuschauerInnen fassende Kulisse mit der einer Reserverunde verwechseln (zuletzt ein peinliches 0:3 gegen Wolfsburg), dürften die Gastgeber gewinnen können. Ob Sieg oder Niederlage – einen letzten Vorteil bietet der Freitag den anreisenden HSV-Fans doch: Die Begegnung Karlsruhe gegen Dortmund am Sonnabend könnte, wenn man eh' schon mal in der Gegend ist, mitgenommen werden.
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