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Aufklärung statt Strafe

■ Ägypten: „Überzeugungskampagne“ gegen Mädchenbeschneidung

Kairo (taz) – Mädchenbeschneidung wird in Ägypten vorerst nicht verboten. Gegen ein Gesetz, das der ägyptische Bevölkerungsminister vor zwei Wochen angekündigt hatte und diese Praxis unter Strafe stellen sollte, hat sich jetzt das „Komitee zur Eliminierung der weiblichen Verstümmelung“ in Kairo mehrheitlich ausgesprochen.

Das 15köpfige Gremium, in dem unter anderem Vertreter des Justizministeriums und des Ministeriums für religiöse Angelegenheiten, des Rates für Mutter und Kind, der Weltgesundheitsorganisation, führende Gynäkologen und der Großmufti des Landes sitzen, schlägt statt dessen eine „Überzeugungskampagne“ vor. Man fürchtet, daß eine Strafandrohung nicht etwa dazu führt, der in der ägyptischen Gesellschaft tief verwurzelten Tradition ein Ende zu setzen, sondern sie in den Untergrund zu drängen. Viele Mädchen, die nach der Entfernung ihrer Klitoris schwerwiegende gesundheitliche Schäden davontragen, würden aus Angst vor Bestrafung womöglich nicht mehr zur Behandlung ins Krankenhaus gebracht. An den Schulen soll Sexualkundeunterricht eingeführt werden, schlägt das Komitee vor, Imame sollen in den Moscheen gegen die Tradition predigen, während Ärzte ihre Patienten über die schädlichen Folgen der Beschneidung aufklären.

Einen Hinweis darauf, daß auch die Islamisten in der Frage der Mädchenbeschneidung gespalten sind, gab es Anfang des Monats in Oberägypten. Sechs militante Islamisten wurden in der Provinz Minya festgenommen, nachdem sie die Beschneidungsfeier einer Fischerfamilie angegriffen hatten. „Diese Praxis wird in der Sharia, dem Islamischen Recht, nicht gebilligt“, gab einer der Angreifer anschließend zu Protokoll.

Begonnen hatte die öffentliche Diskussion des vormaligen Tabuthemas mit der Kairoer Weltbevölkerungskonferenz im September. Ein Bericht des US-Senders CNN, in dem eine Beschneidungsszene offen gezeigt wurde, brachte das Thema in den letzten Wochen erneut in die Schlagzeilen. Karim El-Gawhary

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