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Weder links noch rechts, sondern vorn

■ Betr.: „Hurra, wir leben immer noch“, „Kelly und Beuys“, taz vom 8.10.94

Ihr habt zwei Bücher getrennt voneinander vorgestellt, für die eine gemeinsame Besprechung nahelag: Ein Buch des Philosophen Noberto Bobbio über die Tauglichkeit der Links-Rechts-Unterscheidung und ein Buch mit Zeugnissen aus der Frühphase der Grünen um Petra Kelly und Joseph Beuys.

Bobbio und sein Rezensent Christian Semler legen sich für die Wahrung der Links-Rechts-Differenz ins Zeug. Der Philosoph meint, daß die Linke der Gleichheit höheren Wert zumißt als die Rechte. Der Rezensent meint dagegen, daß die Linke sich als Vertreterin der Freiheit auszeichnet. Überzeugen können da beide nicht, denn auch die Rechte hat ein ebenso profiliertes Freiheits- und Gleichheitsverständnis wie die Linke. Nur eben ein anderes.

Bobbio und Semler verabsolutieren linke Begrifflichkeiten und setzen damit voraus, was sie erst begründen wollen. Vergleichen und Differenzieren bedarf eben des tertium comparationis – jenseits von links und rechts! Wäre dieser Standpunkt allerdings gewonnen, erübrigte sich wohl das Eintreten für die Links-Rechts- Differenz.

Um diesen Standpunkt zu gewinnen, ist Bobbio und Semler die Lektüre von Kelly und Beuys zu empfehlen. Wie weit Kelly, Beuys und andere in der Entwicklung einer erhellenden Alternative zu Links und Rechts gekommen sind, mag dahinstehen. Klar ist: Weder links noch rechts, sondern vorn! Ulrich Dibelius, Würzburg

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