: Wer sich hier alles in einem Bett wiederfindet
■ Betr.: „Berliner Appell“, taz vom 28.9.94, LeserInnenbriefe: „Wo ist die Grenze?“, taz vom 6.10.94
[...] Hätte die taz die Anzeige nicht abgedruckt, so hätte sie den Text zumindest als „Dokumentation“ veröffentlichen müssen. In beiden Fällen ist für den Leser deutlich erkennbar, daß es sich um die Meinungsäußerung einer bestimmten Gruppe von Leuten handelt, mit denen ich nicht unbedingt einverstanden sein muß. Daß den LeserInnen anderer Blätter zum Teil gezielt abgewöhnt wird, selbst zu denken, ist ja eine Tatsache. Aber seit wann sind auch taz-LeserInnen nicht mehr in der Lage, zwischen politischer Propaganda und journalistischen Artikeln zu unterscheiden? Falls es wirklich schon so weit gekommen sein sollte, daß Eure LeserInnen jedem einen Vertrauensbonus geben, der in der taz inseriert, dann wird es Zeit, sich das abzugewöhnen.
„Die noch existierende linke Intelligenz sollte die verschiedenen Institutionen unserer Medienlandschaft nutzen und endlich aus ihrem Tiefschlaf erwachen“, schreibt Sven Maier aus Köln. Genau dazu hat die Veröffentlichung der Anzeige beigetragen. Jedenfalls soll die taz nicht ihre LeserInnen in der Sicherheit wiegen, daß alle wichtigen Leute in den entscheidenden Fragen sowieso der richtigen Meinung sind. [...] Mareike Zettel, München
Da sind erwartungsgemäß alle politisch Korrekten vereinigt. Was mich betrifft, so hat mich der Anzeigentext amüsiert (Titanic-Effekt) und die Unterzeichnerliste fasziniert (wer sich hier alles in einem Bett wiederfindet).
Da die Aktion in der Öffentlichkeit Wellen schlägt, hättet Ihr die Anzeige – wäre sie woanders erschienen – allein schon zur Information Eurer LeserInnen nachdrucken müssen. Da ist es doch besser, Ihr könnt das Geld selbst einstecken.
Warum die Anzeige nicht in der FAZ erschien, ist auch klar: Deren Leserschaft braucht nicht unbedingt überzeugt zu werden. Da andererseits alle aufgeklärten taz-LeserInnen mit Wut oder Häme reagieren, ist sie dort für die Initiatoren nur ein Schlag ins Wasser gewesen. Helmut Richter, Frankfurt/Main
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