: Sozialverträglich baden gehen
■ Nach Privatisierung des Sport- und Erholungszentrums in Friedrichshain sollen Eintrittskarten bis zu 15 Mark kosten
Für die Bevölkerung im Osten Berlins wird es in Zukunft schwieriger, sich schwimmend fit zu halten. Denn der Eintrittspreis im Sport- und Erholungszentrum Friedrichshain (SEZ) steigt von derzeit sieben Mark für Erwachsene auf bis zu fünfzehn Mark ab Herbst 1995. Das kündigte der Geschäftsführer des Blub Badeparadieses in Britz, Harald Frisch, an, der das SEZ voraussichtlich ab April nächsten Jahres vom Senat in Erbpacht übernehmen wird.
Frisch ist als aussichtsreichster Kandidat für die Privatisierung aus der Ausschreibung hervorgegangen, dies teilte Gerda Scherer, Referentin von Schul- und Sportsenator Klemann, gestern mit. Der Senat will sich vom SEZ an der Landsberger Allee trennen, weil jährlich 13 Millionen Mark Defizit entstehen und darüber hinaus teure Modernisierungsmaßnahmen notwendig sind. Nach Angaben von Scherer ist Blub-Geschäftsführer Frisch der einzige Bieter, der „sozialverträgliche Eintrittspreise“ garantiere. Auch 15 Mark „verhindern die Erholung nicht“, so Scherer. Außerdem habe der Investor zugesichert, „Ermäßigungspreise“ für Kinder von maximal zehn Mark und kostenloses Schwimmen für Vereine und Schulen zu ermöglichen.
Günter Fasel vom Personalrat des SEZ hat die Zusage von kostenlosem Vereinsschwimmen im Frisch-Konzept nicht entdeckt. Harald Frisch selbst räumt ein, daß sich die Preise nach 2000 an denen des Blub-Badeparadieses orientieren werden. Dort kostet die billigste Schwimmkarte heute 17 Mark, für vier Stunden Badespaß bezahlen Erwachsene 21 Mark.
Von den 256 Beschäftigten will Frisch „ungefähr 120“ übernehmen. Die übrigen werden einstweilen ihre Arbeitsverträge mit dem Land Berlin behalten, wobei Vertreter der Senatsschulverwaltung „Bedarfskündigungen“ nach Auskunft von Personalrat Fasel nicht ausgeschlossen haben.
Der Investor will das von 600.000 Gästen jährlich hervorragend angenommene SEZ 1995 für sieben Monate schließen und 60 bis 70 Millionen Mark in Umbauten zu einem Badeparadies mit überregionaler Anziehungskraft investieren. Unter anderem sollen Tennis-, Squash- und Badmintonanlagen geschaffen werden. SEZ- Mitarbeiter Fasel befürchtet demgegenüber Angebotseinschränkungen: Die Rollschuh- und Eisbahn scheinen von der Schließung bedroht zu sein.
Frisch wird für das Freizeitzentrum nur einen symbolischen Pachtbetrag zahlen, der zum Beispiel eine Mark pro Jahr betragen könnte. Vom Senat aber wird er ab 1995 Subventionen von sieben Millionen Mark erhalten, die bis 2000 kontinuierlich auf zwei Millionen jährlich sinken. Hannes Koch
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