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Strahlen gegen Gift

■ Thüringisch-Sächsischer Mülltausch

Dresden (taz) – Zwei Jahre haben die Länder verhandelt. Jetzt sind sie sich einig geworden: Radioaktiver Müll aus Thüringen wird in Rossendorf bei Dresden zwischengelagert. Giftiger Sondermüll aus Sachsen darf dafür nach Thüringen. Margot Friedrich, Sprecherin im Erfurter Umweltministerium, kündigt „schwach- bis mittelradioaktive Stoffe“ an, etwa Gummihandschuhe und Spritzen aus der Nuklearmedizin und aus Forschungseinrichtungen. „Lächerlich“ seien Spekulationen über eine Atommüllschiene zwischen Erfurt und Dresden. Jedoch sei jedes Bundesland per Gesetz verpflichtet, Sammelstellen einzurichten, wie es sie in Rossendorf gibt. „Da aber so wenig Abfall anfällt, können wir uns auf diesem Weg die teuren Investitionen sparen.“

Sachsen weiß dagegen noch nicht, wo es seinen Sondermüll verstecken könnte. Da kommt die Gelegenheit, zunächst 2.500 Tonnen ins Nachbarland zu schicken, gerade recht. Nur ist sie bisher weitgehend Theorie. Margot Friedrich meint, daß „in den nächsten Wochen“ das Genehmigungsverfahren für eine Untertagedeponie im Südharz beginnen könnte. Steht die Höhle erst einmal offen, könnte Sachsen jährlich bis zu 50.000 Tonnen einfahren.

Die Landessammelstelle Rossendorf hingegen steht bereit. Sie ist im Dezember 1993 auf dem Gelände des einstigen DDR-Zentrums für Kernforschung eröffnet worden. Am Rande der Landeshauptstadt, 14 Kilometer vom Dresdner Altmarkt entfernt, lagern bereits 500 Fässer mit radioaktivem Müll aus DDR-Zeiten neben 24 Neuzugängen. Sie warten auf die Reise in das Endlager Morsleben.

Doch frühestens 1996 könnte der strahlende Abfall in Rossendorf endlagerfähig zubereitet und verpackt werden. Mit dem Bau der dazu nötigen Konditionierungsanlage war zwar 1987 begonnen worden. Nach Auskunft von Rossendorf-Sprecherin Kerstin Dittes „ruht“ die Baustelle jedoch, bis ein „Prüfungsverfahren“ abgeschlossen ist. Die Grüne Liga Sachsen befürchtet, daß dort auch die bisher bundesweit gehorteten 27.000 Kubikmeter Atommüll verarbeitet werden sollen. Dtelef Krell

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