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My Bonnie is over the ocean...

■ Über alle Meere: Der Trend zur geklauten Jacht / Fahnder mobilisieren gegen moderne Piraten Von Nicolas Lührig

Groß, schwer und unübersehbar sind die meisten Jachten. Doch gestohlen werden auch sie und das sogar immer häufiger. Wählerisch sind die Diebe dabei nicht: „Geklaut wird alles, Hauptsache trailerbar“, sagt Peter Siegfried von der Hamburger Firma „Marine Claims Service“. Das bundesweit bisher einzigartige Unternehmen versucht für Versicherungsunternehmen Jachtdiebstähle aufzuklären.

Anläßlich der 35. Internationalen Bootsausstellung „hanseboot“ warnt der Experte: Immer mehr Gebrauchtboote sind Hehlerware. Mit anderem Motor versehen, umgespritzt und umgetauft tauchen gestohlene Schiffe als Super-Schnäppchen wieder in den Anzeigenspalten der Segelzeitschriften auf.

Jachten stehlen ist dabei kinderleicht. Die Schiffe im Wasser sind meist nur schlecht gesichert. Bis der Diebstahl entdeckt wird, sind die Täter meist schon über alle Meere. Siegfried empfiehlt auch Bootseignern, die Motoren ihrer Schiffe mit Wegfahrsperren – wie bei Autos – zu sichern. Liegt ein Boot dagegen auf dem Trailer, ist es für den Täter einfach: vorfahren, ankuppeln, losfahren.

Die Hamburger Polizei bestätigt den Trend zum geklauten Boot: „Die Täter machen das gewerbsmäßig“, sagt Karl-Heinz Burmann. Die Hehlerware wird grenzüberschreitend verschoben. „In Deutschland angebotene Schiffe wurden kurz zuvor Dänemark gestohlen“, berichtet der Kriminalbeamte. Fehlende Grenzkontrolle erleichterten dabei das Verschieben der Ware. Trotzdem können Gebrauchtboot-Käufer den Schwindel merken: Wenn Rechnungen fehlen, die Originalschlüssel verschwunden oder die Papiere nicht auf den Namen des Verkäufers zugelassen sind, ist Mißtrauen angesagt, meint Siegfried.

Niemand weiß, wieviele Jachten in Deutschland jährlich gestohlen werden. „Wahrscheinlich eine vierstellige Zahl“, schätzt Siegfried, wird von den modernen Piraten gekapert. Seine Firma sammelt zusammen mit anderen europäischen Unternehmen die Anzeigen, die die Versicherungen erhalten. Ziel dieser Kartei: Entpuppen sich verdächtige Jachten als gestohlen, können sie dem Eigentümer zurückgegeben werden.

Bei wertvolleren Jachten fahndet der „Marine Claims Service“ auch per Flugblatt, das europaweit in Häfen ausgehängt wird. Dabei ist Siegfried viel schneller als die Polizei: Die muß nämlich bei ihrer Fahndung den Dienstweg einhalten: Bundeskriminalamt und Interpol informieren. Die Erfolgsquote der Jacht-Fahnder hängt vor allem vom gesuchten Typ ab. „Die Luxus-Jacht für eine Million finden wir irgendwann wieder“, sagt Siegfried. Genauso sicher ist aber der Mißerfolg bei der Suche nach kleinen, trailerbaren Motorbooten. Bei Segeljachten aus dem Serienbootsbau schätzt die Polizei, daß rund ein Viertel wieder auftaucht.

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