■ Mit Energiekonzernen auf du und du
: Das große Fressen

Bielefeld (taz) – RWE, VEW, Veba und Viag avancierten in den letzten Jahren zu den größten Müllschluckern der Nation. Mit ihren milliardenschweren Rückstellungen aus dem Atomgeschäft fraßen die Energiekonzerne ein Entsorgungsunternehmen nach dem anderen. Auch am Grünen Punkt wollen sie mitverdienen. RWE, Veba und VEW versuchen sich als Plastikrecycler zu profilieren. RWE-Chef Gieske behauptete allerdings gestern, daß es bisher nur Verluste zu vermelden gäbe, weil der Konzern dem Dualen System Deutschland (DSD) Preisnachlässe eingeräumt habe.

RWE ist noch auf einem anderen Müllsektor aktiv: der Konzern besitzt mehrere Verbrennungsanlagen. Dabei gelingt es den Energiekonzernen oft, die verantwortlichen Politiker für ihre Interessen einzuspannen: Über die Aufsichtsräte und Beiräte ihrer vielen Tochterunternehmen versorgen die Stromkonzerne Hunderte von Landräten und Bürgermeistern mit Pöstchen und anderen Zuwendungen. „Natürlich haben uns die persönlichen Beziehungen geholfen“, bekannte der Vorstandsvorsitzende der RWE-Entsorgung, Herbert Krämer, als er nach dem Finanzdebakel des DSD 1993 in den Aufsichtsrat einzog.

Ein Drahtzieher für den Diversifikationskurs der RWE ist der Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Bank, F. Wilhelm Christians, der bis 1992 als RWE-Chefkontrolleur fungierte. Er steht auch dem Aufsichtsrat der Mannesmann AG vor. Ende 1993 verkündeten RWE, das Kreditinstitut und Mannesmann, daß sie gemeinsam in das Telekommunikationsgeschäft einsteigen wollen. Zeitgleich gaben Veba und Viag Pläne für das Geschäft mit dem Daten- und Sprachverkehr bekannt. Außerdem sind RWE, Veba und Viag in der Chemie engagiert, RWE und Veba verarbeiten Mineralöl, und Veba und Viag besitzen große Handelshäuser und Speditionen. Henrik Paulitz

Der Autor arbeitet bei der Umweltschutzorganisation Robin Wood