: Runderneuert
■ Kinomacher als fleißige Handwerker: Am Sonnabend öffnet das B-Movie nach langem Umbau mit einem Fest
Zuerst die gute Nachricht: Am kommenden Samstag feiert Hamburgs kleinstes Off-Kino in St. Pauli seine Wiedereröffnung! Die schlechte Nachricht: Das freudige Ereignis sollte eigentlich schon vor einem Jahr stattfinden, doch die Umbauarbeiten brauchten ihre Zeit, bis das B-Movie nun wieder eröffnen kann. Die MacherInnen des Hinterhof-Kinos hoffen auf eine freudige Begrüßung durch ihr Stammpublikum und natürlich durch solche Menschen, die es noch werden wollen.
Seit rund sechs Jahren existiert das B-Movie in der Brigittenstraße 5. Am Anfang wurden die Filme in improvisierten Vorstellungen im Kneipenraum des „Kulturvereins Brigittenstraße“ vorgeführt: Filme über den politischen Widerstand in Wackersdorf oder die Räumung der Mainzerstraße in Ost-Berlin gab es sonst auf keiner Leinwand in Hamburg zu sehen. Später zog das Kino in feste Räume im Hinterhof, und damit kam auch Strukur in das Programm, ein festes Monatsprogramm zu wechselnden Themen. Es gab Retrospektiven von David Lynch und Andrej Tarkowski, cineastische Rückblenden auf die Arbeiterfilme der Weimarer Republik und Filme über das Heroin-Problem in Hamburgs Stadtvierteln.
Als das Kino im vergangenen Jahr wegen des Umbaus geschlossen wurde, dachten die B-Movie-Aktiven optimistisch: Jetzt packen wir's an! Nie wieder sollte sich ein Gast an den heißen Heizungsrohren verbrennen! Nun gibt's eine neue Heizung. Keine dunklen Wege mehr in die Keller-Toiletten! Im Erdgeschoß sind neue, gutbeleuchtete Toiletten. Und nun soll auch die verbesserte Technik die cineastischen Nörgler stillschweigen lassen. Letztlich träumte man auch von einem großen Vorführraum, in dem man sich nicht gegenseitig auf die Füße trat. Und niemals mehr wollte man als „IKEA-Kino“ verunglimpft werden, wie es vor Zeiten in der taz geschehen war.
Also wurde verkündet: „Ab April wird unser Kino für ein oder zwei Monate wegen Sanierung geschlossen“. Fast 16 Monate später und um einige Erfahrungen reifer ist nun das Ziel erreicht: Das B-Movie ist schöner und bequemer geworden. Geblieben sind die 50 Sitzplätze und der Anspruch auf ein ungewöhnliches, politisches Kino-Programm ohne kommerzielle Interessen. Das Kino-Team hat den Umbau größtenteils in Eigenarbeit leisten müssen und wollen. Decken und Wände wurden abgerissen, Elektoleitungen sind verlegt, eine größere Leinwand ist gezogen worden und auch technisch wurde von der Projektion mit Acht-Millimeter-Apparaten über Video bis zum 35-Millimeter-Format alles neu aufgerüstet. Rund 1.500 Stunden Wochenend-Arbeit waren dazu nötig – und jede Menge Enthusiasmus. Zehn Leute sind die Chefs vom B-Movie, die im zivilen Leben als Goldschmiedin, Elektriker, Studentin, Altenpfleger, Journalistin oder Schlosser in Lohn und Brot stehen. Vom Kino-Machen reich werden? Sie heißen ja nicht Flebbe oder Riech, und „so tief wollen wir nicht sinken“.
Der Umbau hat ein Ende, das B-Movie kehrt zurück – mit Schnittchen, Eierlikör und schrillen Kurzfilmen wird am Samstag ab 16 Uhr der Neuanfang zelebriert, denn Totgesagte leben länger! rk
29. Oktober, B-Movie, Brigittenstr. 5
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