Weiter so -betr.: "Gigantomie am Millerntor", taz vom 26.10.94

Betr.: „Gigantomie am Millerntor“, 26.10.94

Sehr geehrter Herr Senator Mirow!

Mit großer Begeisterung haben wir von den Bauplänen für das Heiligengeistfeld gelesen. Endlich tut sich in dieser Frage wieder etwas! Überhaupt sind wir sehr zufrieden damit, daß die Stadt St. Pauli endlich als das begreift, was es ist - ein Standort für Gewerbe, Büros und Touristenattraktionen.

Schon die Pläne für die Bebauung am Hafenrand rund um den Holzhafen haben uns aufmerken lassen. Dann die Ideen zur künftigen Bebauung westlich der Landungsbrücken, vom Cinemax über Aquarium bis zu den unverzichtbaren neuen Büros - das wird die Gegend dort entschieden beleben. Nimmt man dann noch die Planungen für das Millerntor dazu - 37.000 Quadratmeter für Büros und Gewerbe - wird das Ganze zu einer runden Sache.

Nicht ganz ins Bild paßt die vorgesehene Wohnbebauung am Pinnasberg. Aber Büros sind dort ja immerhin wenigstens anteilig vorgesehen. Hauptsächlich zählt auch, daß die Bebauung auf breiter Front stattfindet. Damit erledigen sich die leidigen Forderungen von AnwohnerInnen nach mehr Grünflächen für den Stadtteil. Wir stimmen dem Mitarbeiter der Hafenrand GmbH zu, der da meinte, Familien mit Kindern müßten ja nicht unbedingt in St. Pauli wohnen. Stellplätze für Autos halten auch wir allemal für dringlicher. Zusammen mit der beabsichtigten Verkleinerung von Planten un Blomen sowie der Abholzung von 31 Großbäumen für die Millerntorbebauung ist das eine Stadtentwicklungspolitik aus einem Guß. Konsequent fänden wir an dieser Stelle die Forderung nach Umsiedlung der Schule Friedrichstraße und von Kindertagesstätten in andere, kinderfreundlichere Stadtteile.

Lassen Sie sich nicht von den angeblichen BürgerInnen-Initiativen und rückwärtsgewandten Nörglern aus St. Pauli irritieren, ein Großteil von ihnen darf ohnehin nicht wählen und zahlt kaum Steuern. Bleiben Sie bei Ihrem Kurs:

-Für möglichst viele Großbaustellen in St. Pauli.

-Lückenlose Bebauung - Beschneidung der Grünflächen.

-Förderung des Verkehrsaufkommens im Viertel - Straßen sind für Autos da.

-Die BewohnerInnen, die bleiben, sind selber schuld.

Hochachtungsvoll

S. Stövesand, Mirjam

Hontmann, C. Repsik, A. Kliczug