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Und noch eine Eroberung

■ Promotion-Park und jetzt Weserbahnhof II: Auch für das Schuppengelände bei Kellog's gibt es jetzt Modelle, allerdings von StudentInnen aus Aachen

Hier hört die Stadt auf. Das denkt, wer von der City aus an der Weser entlang Richtung Hafen schlendert und unversehens vom Weserbahnhof und ein paar Schuppen gestoppt wird. Dahinter erhebt sich Kellogs. Kopfschüttelnd stapften hier im Frühjahr StudentInnen vom Institut für Städtebau und Landesplanung der Aachener Hochschule herum. So innenstadtnah und dabei so untergenutzt! Beim Stadtentwicklungssenator stießen sie auf offene Ohren, will der doch seit langem die Innenstadt zu den Häfen hin erweitern und dort eine höherwertige Nutzung als die Lagerei ansiedeln. Gestern nun haben die acht StudentInnen ihre Entwürfe für das Gelände Weserbahnhof II der Bremer Öffentlichkeit vorgestellt.

Nützlich für die Wirtschaft und erfreulich für SpaziergängerInnen – so könnte man die Aufgabe umschreiben, die die ExamenskandidatInnen zu bewältigen hatten: Für das 2,3 Hektar große städtische Gelände sollten sie ein Forschungszentrum entwerfen mit Büros und Werkstätten – zum Beispiel für die Nahrungsmittelindustrie. Daß das Hafengebiet sich öffnen soll auch für hafenferne Nutzung, das hatte der Senat ja schon beschlossen. Nicht vergessen sollten die StudentInnen eine Anlegestelle für Ausflugsschiffe. Am schwierigsten an der Aufgabenstellung: Die Bebauung sollte wie ein Brückenkopf die Innenstadt über die Oldenburger Straße und die Bahngleise hinweg mit dem künftigen Entwicklungsgebiet Europahafen verbinden.

Jens Thormeyer hat einen hohen Riegel dorthin gesetzt, mit einer linsenförmigen Außenhaut – in einer starken Geste weist der Riegel von der Weser zum Europahafen weiter. Mit 40 Metern wäre das Gebäude weithin sichtbar. Etwas zugig wirkt der Platz davor.

Weist Thormeyers Riegel den Blick weiter gen Westen, so fängt sich der Blick bei Claudia Boelitz in einem Gebäudehalbrund. Sie hat sich nicht um die weithin sichtbar große Geste bemüht, sondern um die sogenannte Binnenqualität der Anlage. Bei ihr bekommen die erwarteten 280 Angestellten halbprivate Höfe als Pausenräume und die Öffentlichkeit einen großen Platz mit Wasserflächen und Bachrinnsal. FußgängerInnen aus Richtung Innenstadt, die derzeit noch erschreckt unter der Schnellstraße stehenbleiben, sollen vom Grün weitergelockt werden. Der Park würde übrigens auch die UtbremerInnen erfreuen und dem von der Weser schon lange abgeschnittenen Bremer Westen einen Zugang zum Wasser eröffnen.

Das Bremer Stadtplanungsamt hat sich die Modelle ins Büro gestellt – tägliche Orientierungshilfe bei den Verhandlungen mit Investoren. Mit einigen hat man offenbar schon angebandelt. Das endgültige Formfindungsverfahren könnte so aussehen: Zusammen mit dem Investor und konkurrierenden ArchitektInnen entwickelt das Planungsamt konkrete Entwürfe, erklärt Stadtplaner Siegfried Kotthoff.

Noch aber lagert in der einen Halle Spielzeug, die andere nutzt Eduscho. Die Firma Eduscho sei aber bereit, sagt Kotthoff, das Gelände aufzugeben. Wenn denn der Senat ihr etwas nördlich eine Erweiterungsfläche zur Verfügung stellt. Das hat der Senat durchaus vor, allerdings müßten dort zuerst noch Gleise verlegt werden.

Dienstleistung, Schiffsanleger, Park – nur, wie kommt man da hin? Auch daran haben die StudentInnen und das Stadtplanungsamt gedacht: Die Linie 3 soll irgendwann mal nicht nur obenherum, also durch Hans-Böckler-Straße fahren, sondern auch unterrum, am Kopf des Europahafens vorbei. Das würde auch die 1.000 Angestellten von Kellogs und die 700 von Eduscho feuen. Früher fuhr die Straßenbahn schon mal in dieses Gebiet – vor dem Krieg nämlich wohnte man dort. Wohnen am Weserbahnhof, diese Forderung allerdings hat Ralf Fücks erstmal zu den Akten gelegt.

cis

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