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„Ich habe die Nation gerettet“

■ Mosambiks Renamo-Rebellen ziehen Boykott zurück und vermelden Erfolg / Boykottiert hat sowieso niemand

Maputo (taz) – UN-Generalsekretär Butros Ghali setzte sich mit Mosambiks Renamo-Chef Alfonso Dhlakama in Verbindung. Washingtons Außenministerium rief an. Simbabwes Präsident Robert Mugabe und Portugals Staatschef Mario Soares meldeten sich ebenfalls telefonisch in Dhlakamas Hauptquartier, der „Casa Maringwe“ in Maputo. Südafrikas Vizepräsident Thabo Mbeki kam gleich mit einem ganzen Stab von Verhandlern. Mosambiks Staatspräsident Joaquim Chissano sicherte dem Renamo-Chef zu, ihn sofort nach den Wahlen persönlich zu treffen. Am Ende war der Stolz des 41jährigen Rebellenführers so weit wiederhergestellt, daß er sich gestern selber feierte und eine Kehrtwende vollzog: „Ich rufe alle zum Wählen auf. Ich werde selbst wählen gehen. Ich, Dhlakama, habe die Nation gerettet.“

„Zumindest ist jetzt erst einmal sichergestellt, daß die Wahlen ordnungsgemäß stattfinden können“, seufzte erleichtert Helmut Rau, der deutsche Botschafter in Mosambiks Hauptstadt Maputo, der an den Verhandlungen teilgenommen hatte.

UNO kommt Renamo entgegen

Aber Dhlakama kann jederzeit wieder aus den Wahlen aussteigen. Denn bei den Marathonverhandlungen erkannten UNO und die international besetzte Kontrollkommission CSC an, daß sie „mit Besorgnis die Liste der angeblichen Unregelmäßigkeiten“ im Vorfeld zur Kenntnis nehmen. Zudem wurde vereinbart, daß Renamos Vorbehalte hinsichtlich der Wahlen untersucht werden sollen. Renamo hatte Mosambiks „Nationaler Wahlkommission“ (CNE) vorgeworfen, die Kritik nicht ernst zu nehmen. Der Urnengang wird um einen Tag verlängert.

Aber Dhlakama mußte auch erkennen, daß die eigene Organisation ihm nicht mehr bedingungslos folgt. Trotz mehrerer Appelle über den Renamo-Rundfunksender gingen die Renamo-Anhänger am Donnerstag wählen. Am Donnerstag abend, nach dem ersten Tag, lag die Wahlbeteiligung schon bei rund fünfzig Prozent. Selbst die Renamo-Funktionäre, die zu Beisitzern in den Stimmlokalen bestimmt wurden, schlugen die Boykottaufrufe in den Wind.

Dhlakama nutzte gestern die Gunst der Stunde, als ob nie etwas geschehen wäre. „Ich und Renamo haben Mosambik mit unserem 16jährigen Kampf die Wahlen gebracht“, behauptete er in einer Pressekonferenz, die vom staatlichen Rundfunk live übertragen wurde. Ob ihm die Wähler dies abnehmen, ist zweifelhaft. Die endgültigen Wahlergebnisse werden erst in ein bis zwei Wochen erwartet. Willi Germund

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