■ Heute vor fünf Jahren: „Es ist ihre Sache“
Vor dem Roten Rathaus in Ostberlin versammeln sich rund 20.000 Menschen zu einem Gespräch mit Politikern. Die Anwesenden kritisieren vor allem die „Schutz- und Sicherheitsorgane“, fordern die Abschaffung der Stasi und der Privilegien der Parteifunktionäre. Erstmals wird auch die Forderung laut, die Mauer abzureißen. Ähnliches fordern die TeilnehmerInnen einer siebenstündigen Diskussionsrunde in Leipzig und Karl-Marx-Stadt. „Wider den Schlaf der Vernunft“ heißt das Motto einer Veranstaltung von prominenten KünstlerInnen in der Erlöserkirche.
In der Stadt Tscheljabinsk im Ural formieren sich VertreterInnen von über neunzig Reformgruppen zur „Interregionalen Vereinigung der demokratischen Organisationen“. Der Sprecher des sowjetischen Außenministeriums erklärt im US- Fernsehen, daß Ungarn, Polen und jedes andere Land jetzt seine Politik selbst entscheiden könne. „Es ist ihre Sache, wir mischen uns nicht ein.“ Ähnlich äußert sich der Sprecher der KPdSU, Nikolai Schischlin. Auf die Frage, ob Ungarn den Warschauer Pakt verlassen könne, sagte er: „Wir respektieren die ungarische Wahl, wie auch immer sie ausfällt.“
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