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Zwischen den Fronten

■ UNO und bosnische Offensive

Wien (taz) – Der Nato-„Scheinangriff“ auf Stellungen der bosnischen Armee bei Sarajevo am Samstag war noch eine Drohung. Doch tatsächlich könnten demnächst auch die Truppen Sarajevos ins Visier von UNO und Nato geraten – genauso wie die der Serben. Zwar hatte sich die bosnische Regierung für einen Angriff auf einen UN-Posten bei Sarajevo entschuldigt und versichert, ihr Ziel seien nicht die Blauhelme, sondern eine serbische Stellung gewesen. Doch UNO und Nato sehen sich durch die bosnische Herbstoffensive mit einer neuen Situation konfrontiert.

Nicht nur, daß die Offensive der Bosnier dem UN-Befriedungsauftrag zuwider laufen – auch die etwa zehntausend Blauhelme vor Ort geraten nun noch leichter zwischen die Fronten. Hatten in der Vergangenheit die Serben bereits mit Geiselnahmen für den Fall gedroht, daß die UNO „zum Vorteil der Moslems“ agieren sollte, so sind sie nun überzeugt, die jüngsten bosnischen Landgewinne seien durch „logistische Hilfe“ der türkischen und pakistanischen Blauhelme im Lande ermöglicht worden. Die Regierung in Sarajevo jedoch kontert, gerade französische und britische UNO-Kommandeure hätten Verständnis für das Verhalten der bosnischen Serben.

Die Vorwürfe zeigen, wie schnell die UNO tatsächlich in eine parteiliche Situation kommen könnte. Zumal sich ihre Mitgliedsstaaten schon lange nicht mehr einheitlich verhalten. Andererseits dauert der Krieg zu lange, als daß er mit etwas UN-Engagement noch befriedet werden könnte. Und auch eine Militärintervention westlicher Staaten gegen die serbischen Aggressoren ist längst vom Tisch. Letztendlich folgt der Konflikt längst seinen eigenen Gesetzen: Die mehrheitlich muslimischen Bosnier wollen ihr Land mit allen Mitteln befreien, die Serben ihre Eroberungen freiwillig nicht abtreten. Karl Gersuny

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