Letzte Chance Bürgerschaft

■ Frauen-Ausbildungsprojekt „Zahnrad“ steht vor dem Aus

Den 121 Hamburger Bürgerschaftsabgeordneten wird in den nächsten Tagen gleiche Post ins Haus flattern: Weil das in der Bundesrepublik einmalige Berufsvorbereitungsprojekt „Zahnrad e.V.“ akut geährdet ist, wollen dessen Mitarbeiterinnen die VolksvertreterInnen nun ganz gezielt um Unterstützung bitten - in der Haushaltsdebatte am 12. Dezember soll auch über die „Zahnrad“-Zukunft entschieden werden.

Seit 1987 gibt es den elfmonatigen Berufsvorbereitungslehrgang, in dem jeweils 26 Frauen nach der Sonder-, Haupt- oder Realschule theoretische und praktische Grundkenntnisse in den Bereichen Holz, Metall und Elektro vermittelt werden. „Wir bereiten Mädchen auf eine Ausbildung in gewerblich-technischen Berufen vor“, sagt Koordinatorin Bergit Falter. Damit könnte demnächst Schluß sein. „Ab dem 1. Sepember 1995 werden unsere Elektromeisterin-Stelle und die Koordinationsstelle nicht mehr finanziert. Das bedeutet unser Aus“, erklärt Falter die prekäre Lage des Vereins.

Als Grundbildungslehrgang bekommt Zahnrad vom Arbeitsamt zwei Ausbilderinnen in den Bereichen Holz und Metall, eine Lehrerin und eine 0,65-Stelle für die Verwaltung bezahlt. Die Ausbilderin im Elektrobereich und die Koordinierungsstelle wurden als Modellversuch bis Juli 1993 durch den Bundesjugendplan finanziert, und dann vom Europäischen Sozialfonds - begrenzt bis September 1995. „Ohne die Stelle im Elektrobereich hat unsere Einrichtung wenig Sinn, und ohne Koordination sind wir doch aufgeschmissen“, klagt Bergit Felter.

Als letzte Möglichkeit zur Rettung des Vereins sehen die „Zahnrad“-Mitarbeiterinnen die Finanzierung durch die Stadt. Doch eine kleine Anfrage der GAL ergab bereits, daß der Senat die zusätzlichen 88.000 Mark wegen der angespannten Haushaltslage nicht bereitstellen will. Dabei kann sich die Bilanz des Projekts nach sechs Jahren durchaus sehen lassen: Von 177 Mädchen, die den Kurs begannen, beendeten ihn 144; rund 120 junge Frauen konnten entweder eine Ausbildung beginnen oder eine weiterführende Schule besuchen. Von den Mädchen, die sich für eine Ausbildung entschieden, gingen 76 Prozent in gewerblich-technische Berufe. Stefanie von Drathen