Standbild: Ausländerhatz
■ Tatort: "Ostwärts"
Tatort: „Ostwärts“, Sonntag, 20.15 Uhr, ARD
Vor einiger Zeit wurde Wien im „Tatort“ von rumänischen Taschendieben heimgesucht, vergangene Woche im „Polizeiruf 110“ waren die Franzosen die Bösewichter, und diesmal sind es polnische Autoschieber, die die Stadt unsicher machen und nebenbei auch noch mit Mädchen handeln. Zu investigativen Zwecken schmuggelt Privatdetektiv Leo einen sympathischen jungen Polen unter das Diebesvolk. Unglücklicherweise bringt der auch noch seine sympathische junge Ehefrau mit. Die Aktion wird natürlich verraten, der Pole getötet, die Polin in ein Bordell verkauft. Über die Wiener Kripo erfahren wir, daß sie aus drei ausgesucht dämlichen Männern besteht, und der Kommissarin Susi. Die ist rothaarig und liebt offenbar ärmellose Westen – und später dann auch den leichtsinnigen Privatdetektiv. Von Warschau, wo Leo den Schieberring dann doch noch auffliegen lassen wird, läßt man uns wiederum wissen, daß es aussieht wie die Bronx, mit verwahrlosten Häusern, zerstörten Telefonzellen und brennenden Mülltonnen. Susi hat sich mittlerweile dem Milieu angepaßt und holt, als Prostituierte verkleidet, schnell noch die polnische Witwe aus dem Bordell – endlich ist der Fall gelöst: Happy-End mit vier Leichen.
Möglich, daß „Tatort“- Autor Peter Zingler ein paar schlechte amerikanische Filme zuviel gesehen hat: Daß die Polen bestechlich, Autoschieber oder Mörder sind (mit Ausnahme natürlich der derjenigen, die hereingelegt, verkauft oder umgebracht werden) und daß die Polizei mehrheitlich aus Trotteln besteht – all das hätte durchaus Platz in einer gut gemachten Fernsehsatire. In dieser Form mag die Ausländerhatz aber bestenfalls zum Ausländerhaß beitragen. Roswitha Seidel
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