Standbild: Gutturales Geschnalze
■ "Der König von Bärenbach"
„Der König von Bärenbach“, Montag, 21.40 Uhr, ARD
Ja nicht hudeln, lieber schätzen. Nach diesem Prinzip hat Wolfgang Panzer die ARD-Serie „Der König von Bärenbach“ nach einem Felix-Huby-Stoff inszeniert. Der schwäbische Zeitlupen-Denver-Clan ist nicht gerade eine Action-Serie. Schnelle Schnitte wird man hier vergebens suchen. Tatsächlich ist es die erste Serie, bei der man wirklich nebenher tapezieren kann, ohne das Wesentliche der Handlung zu verpassen.
Zwei Jahre lang ruhte die immerhin 10 Millionen Mark teure SDR-Serie im Archiv. Zu lokalbezogen schien den ARD-Verantwortlichen die Spätzle-Soap. Verständlich. Über weite Strecken vernimmt der mit mitteldeutschem Gehör ausgestattete Zuschauer hier kaum mehr als gutturales Geschnalze. Daß es um Intrigen, um Geld, Bauaufträge, eben das altbekannte „Schaffe, schaffe, Häusle baue“, geht, ist weniger zu erfassen als zu erschließen. Was sonst sollte im Kopf eines im Ländle Ansässigen vorgehen?
Dabei ist die dramatische Konfliktsituation gar nicht dumm konstruiert. Ein linksliberaler Bürgermeister will aus der leeren Stadtkasse noch die Baukosten für eine Kindertagesstätte herauspressen. Das schmeckt dem konservativen Baulöwen, der in der Fraktion die Mehrheit hinter sich weiß, gar nicht. Er will lieber auf seinen 17 lokalen Baustellen weiter Geld scheffeln, bis er nicht mehr weiß, wohin damit.
Bald schon sprudelt der Deus ex machina aus dem Boden: Die Entdeckung einer alten Heilquelle erhebt die Stadt in den Rang eines Badeortes. Hotels müssen errichtet werden, und am Ende sind alle glücklich. Weil sie noch mehr verdienen und beim Schaffe sogar noch die Kindertagesstätte abfällt.
Der Witz dieser Serie ist, einem nahezubringen, daß dort unten im „Ländle“ tatsächlich nichts anderes passiert. Es ist, als ob das Wirtschaftswunder hier nie aufgehört hätte. Wer jedoch als Zuschauer das Problem hat, neben der Sorge um das finanzielle Wohl noch andere Interessen zu hegen, wird diese Serie bestenfalls aus dem Blickwinkel des Ethnologen betrachten. Die Charaktere erscheinen weit weg, wie durch ein umgekehrtes Fernrohr beobachtet. Spätestens nach „Der König von Bärenbach“ wird einem klar, daß man von Frankfurt aus nach München nicht über Stuttgart, sondern über Würzburg fährt. Manfred Riepe
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