■ Unterstützung für die iranischen SchriftstellerInnen: Der freie Geist zeigt Flagge
Die iranischen Mullahs lieben die technologischen Errungenschaften des Westens. Um so mehr aber hassen sie seinen säkularen Geist. Die Theologiestudenten in Ghom arbeiten inzwischen mit Computern, aber Begriffe wie „Demokratie“, „Pluralismus“, „Meinungsfreiheit“ gelten als Schimpfworte.
Der heiligste aller Kriege, meint der Revolutionsführer Ali Chamenei, sei der Kampf gegen „die Invasion der westlichen Kultur“ und deren einheimische Agenten. Als fünfte Kolonne der kulturellen Feldzüge aus dem Abendland gelten in erster Linie laizistische Literaten. Vor dem geschriebenen Wort haben die iranischen Zeloten, wie ihre Brüder in Ägypten, Algerien, Bangladesch oder der Türkei, Höllenangst. Worte können Berge versetzen, glauben sie. Hat nicht das Heilige Buch des Propheten eine mehr als tausendjährige Geschichte?! Kürzlich ließ die iranische Führung fünfzig Zeitschriften verbieten, sie hätten die Feder gegen islamische Werte geführt und so der Islamischen Revolution großen Schaden zugefügt, lautete die Begründung.
„Die Herren in Teheran“, sagte vor zwei Jahren die im Iran lebende Erzählerin Mehrnusch Parsipur, „brauchen unsere Bücher nicht zu zensieren. Der Oberzensor sitzt in unseren eigenen Köpfen. Bei jeder Zeile überlegt ein Autor, ob die Worte ihm nicht zum Verhängnis werden könnten. Wir haben die äußere Unfreiheit verinnerlicht.“
Nun haben die iranischen Intellektuellen von den Zeiten des Stillhaltens Abschied genommen. Im vollen Bewußtsein der Repressalien, die sie erwarten, haben sie in ihrem offenen Brief die „Freiheit der Meinung und des Wortes“ gefordert. Es liegt jetzt an der westlichen Öffentlichkeit, die iranischen Autoren in ihrem Kampf für die Meinungsfreiheit zu unterstützen. Diese hatten stets dem Westen Inkonsequenz, ja Heuchelei vorgeworfen. Man rühre die Trommel zur Solidarität mit Salman Rushdie, weil er einen britischen Paß besitze und weil seine „Satanischen Verse“ in die weltweite antiislamische Propaganda hineinpaßten. Doch von der Knebelung dieser Autoren, die unmittelbar unter der Knute der Mullahs stünden, habe niemand Notiz genommen. An diesem Vorwurf ist wohl etwas dran. Jetzt, nachdem der freie Geist im Reiche der Ayatollahs Flagge zeigt, täten die europäischen Wortführer des freien Wortes gut daran, zu zeigen, daß obiger Vorwurf nicht zutrifft. Die Übersetzung und die Publikation der laizistischen Literatur aus dem Iran wäre hier ein Anfang. Ahmad Taheri
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