: Keine Kinder-Guerilla
■ Die UNO will Mindestalter für Militärdienst auf 18 Jahre heraufsetzen
Genf (taz) – Das gesetzliche Mindestalter für die Rekrutierung von Soldaten soll von derzeit 15 auf 18 Jahre angehoben werden. Eine UNO-Arbeitsgruppe mit Vertretern von 50 Regierungen und von Nichtregierungsorganisationen nahm am Montag in Genf Verhandlungen über eine entsprechende Verschärfung der UNO- Konvention zum Schutz der Kinder auf. Laut einer gemeinsamen Studie des UNO-Kinderhilfswerks Unicef und des Internationalen Kommitees vom Roten Kreuz (IKRK) gibt es weltweit noch immer Zehntausende von Kindersoldaten.
Die UNO-Kinderschutz-Konvention wurde 1989 in Genf verabschiedet und seitdem von 150 der 184 Mitgliedsstaaten ratifiziert. Neben der Mindestalterregelung für Soldaten enthält die Konvention unter anderem Bestimmungen gegen Kinderarbeit und die sexuelle Ausbeutung von Kindern. Den Hauptanstoß für Verhandlungen über ein Mindestalter für die Rekrutierung von Soldaten gab seinerzeit der iranisch-irakisch Krieg von 1981 bis 1988. Das Regime in Teheran hatte in diesem Krieg Zehntausende von Kindern – zum Teil jünger als zehn Jahre – an die vorderste Front gegen die waffentechnisch überlegenen irakischen Truppen und damit in den sicheren Tod geschickt.
Die überragende Mehrheit der an den Verhandlungen beteiligten Staaten wollte für die Rekrutierung von Soldaten das schon damals in rund drei Viertel aller UNO-Saaten geltende Mindestalter von 18 Jahren in der Konvention festschreiben. Doch die USA und einige Länder Afrikas, Asiens und Lateinamerikas bestanden auf dem Alter von 15 Jahren. Sollten die gestern eröffneten Verhandlungen bis zum 11. November zu einem Konsens führen, könnte die UNO-Generalversammlung noch bei ihrer derzeitigen Herbstsitzung ein entsprechendes Zusatzprotokoll zur Kinderschutz-Konvention verabschieden.
Welche Auswirkungen eine Verschärfung der Konvention in der Praxis hätte, ist noch offen. Nach der IKRK/Unicef-Studie werden Kindersoldaten vorrangig von Guerilla-Bewegungen rekrutiert, die natürlich nicht an zwischenstaatliche Abkommen gebunden sind. Kindersoldaten werden derzeit auf den Philippinen, in Sri Lanka, Birma, Guatemala, El Salvador und Mosambik eingesetzt sowie von Palästinensern in den von Israel besetzten Gebieten. Die Rekrutierung von Kindern geschehe zumeist unter Zwang und Gewaltanwendung. Aus Verzweiflung über ihre Lebensumstände und in der Hoffnung auf Nahrungsmittel oder materielle Vergünstigungen meldeten sich Kinder jedoch auch „freiwillig“ zum militärischen Dienst. Andreas Zumach
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